Kein Wachstum - stattdessen soll die Wirtschaft in diesem Jahr um 0,1 Prozent schrumpfen. Timo Wollmershäuser vom ifo Institut sieht eine allgemeine Verunsicherung als Hauptgrund.
Die führenden Wirtschaftsinstitute des Landes haben ihre Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung erneut abgesenkt. Statt eines leichten Wachstums um 0,1 Prozent erwarten die Experten im laufenden Jahr nun einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent.
Verunsicherte Verbraucher und eine Industrie in der Krise
Timo Wollmershäuser vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung nennt im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Alfred Schmit zwei Gründe: Zum einen stagniere der private Konsum, obwohl die Löhne gestiegen seien und sich die Inflation abgeschwächt habe. "Die Menschen halten ihr Geld zurück. Sie sparen mehr. Sie sind verunsichert."
Die Verunsicherung habe mit dem zweiten Grund zu tun: "Das ist die Industrie, die derzeit in einer kräftigen Krise steckt." Die Unternehmen hätten mit dem Strukturwandel zu kämpfen, der durch Energiekrise, Dekarbonisierung und den demographischen Wandel ausgelöst worden sei. Als Konsequenz seien bereits Jobs in der energieintensiven und in der chemischen Industrie verloren gegangen. In der Automobilindustrie werde über Stellenabbau gesprochen, sagt der ifo-Experte
Besserung der Wirtschaft erst 2026 in Sicht
Verbraucher und Industrie müssen sich laut Herbstgutachten noch auf eine Durststrecke einstellen. Für 2025 wurde die Vorhersage von 1,4 auf 0,8 Prozent gekappt. 2026 soll ein Wachstum von 1,3 Prozent folgen. "Wir kommen langsam in eine Erholung zurück", prognostiziert Timo Wollmershäuser. Auch die Weltkonjunktur werde wieder Fahrt aufnehmen, wovon die deutschen Exporte profitieren. Doch die Wachstumsrate sei viel zu niedrig. "Das ist etwas, was uns Sorgen machen sollte und wo wir ganz dringend wirtschaftspolitische Impulse brauchen."