Stiftung Warentest: Viele Fahrrad-Anhänger sind mangelhaft

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Autor/in
Moritz Braun
Moritz Braun steht vor dem Logo von SWR Aktuell

Bevor morgens die Kita startet, sind sie unterwegs: Eltern auf dem Rad und der Nachwuchs sitzt im Anhänger. Für viele Familien eine praktische Lösung, um längere Strecken schnell zurückzulegen. Doch was sich im Alltag bei vielen bewährt, ist für die Stiftung Warentest ein Totalausfall. 10 Kinder-Fahrradanhänger haben die Experten getestet. Nico Langenbek von der Stiftung Warentest fällt ein klares Urteil. Welches das ist, erklärt er im Gespräch SWR Aktuell-Moderator Moritz Braun.

SWR Aktuell: Herr Langenbek, was ist denn der Hauptgrund dafür, dass Sie keinen einzigen der getesteten Fahrradanhänger überhaupt empfehlen können? 

Nico Langenbek: Der Hauptgrund ist, dass wir in den meisten Anhängern sogenannte per- und polyfluorierte Substanzen -  besser bekannt als PFAS - gefunden haben, die seit Juli 2020 beziehungsweise Februar 2023 verboten sind. Das ist der Hauptgrund bei den meisten Anhängern und das ist entsprechend mangelhaft.  

SWR Aktuell: Das heißt, da werden auch Grenzen überschritten, die wirklich gesundheitsgefährdend sind?  

Langenbek: Bei den PFAS geht es in erster Linie erstmal um die Umwelt. Das ist ein Umweltschadstoff. PFAS lassen sich in der Umwelt, wenn sie denn dorthin gelangt sind, beispielsweise über Abrieb und über die Entsorgung, nicht abbauen. Über Lebensmittel können sie dann auch theoretisch wieder vom Menschen aufgenommen werden. Aber in erster Instanz sind die PFAS erstmal ein Umweltschadstoff.  

SWR Aktuell: Neben diesen Substanzen, die enthalten sind, sind einige Fahrradanhänger aber auch noch lebensgefährlich. Was sind die gravierendsten Mängel?  

Langenbek: Leider versagten vier Modelle auch im Sicherheitstest. Drei Anhänger ließen beispielsweise beim 180-Grad-Überschlag zu wenig oder gar keinen Platz zwischen Kopf und Boden. Und das kann beispielsweise bei einem Unfall zu schweren Kopfverletzungen führen. Bei einem Anhänger brach auch die Deichsel in einer Dauerprüfung und auch das kann natürlich zu einer Gefahr werden. 

SWR Aktuell: Sie haben günstige Hänger für um die 350 Euro getestet und auch teurere. Das Spitzenmodell hat 1300 Euro gekostet. Keinen Fahrradanhänger können Sie empfehlen. Was soll ich tun, wenn ich jetzt schon so ein Produkt gekauft habe? Ist es gefährlich, mit dem Kind rumzufahren und soll ich es lieber zurückgeben? 

Langenbek: Auch hier muss man unterscheiden. Ist es jetzt ein Umweltschadstoff oder eine Gefahr fürs Kind? Es ist so, dass die PFAS schon produziert sind. Das heißt, sie sind schon enthalten. Generell ist es sinnvoll, den Hautkontakt mit den belasteten Stellen zu minimieren. Beispielsweise kann man den Griff überkleben, mit Lenkerband beispielsweise. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit. Man könnte auch bei den Händlern innerhalb der Gewährleistung um einen Umtausch bitten, weil es sich ja hier um einen Mangel handelt. Aber das ist Ermessenssache.  

SWR Aktuell: Welche Alternativen gibt es denn zu Kinderfahrradanhänger? Wie soll man sein Kind am sichersten und am wenigsten gesundheits- und umweltgefährdend durch die Gegend fahren? 

 Langenbek: Ja, das ist das Problem, dass wir nach diesem Test keinen Anhänger empfehlen können. Eine Möglichkeit wäre, dass man einen gebrauchten Anhänger kauft. Dann sind quasi die PFAS schon einmal produziert worden und damit im Umlauf. Bei dem Gebrauchtkauf muss man aber wirklich darauf achten, dass der Anhänger sonst keine Schäden vorweist. Dass die Bremsen okay sind, die Reifen, die Deichsel. Dann kann man getrost auch zu einem Gebrauchtmodell greifen.