Pool-Container: Eine gute Idee fürs Schwimmenlernen?

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Autor/in
Florian Rudolph

Viele Kinder in Deutschland können nicht schwimmen, statistisch jedes Fünfte. Das bedeutet: Sie dürfen bestenfalls ins Planschbecken oder den Nichtschwimmerbereich, weil sie im Badesee, im Meer oder auch im tiefen Becken des Freibads in Lebensgefahr wären. Orte, an denen Kinder Schwimmen lernen können, gibt es immer weniger. Nordrhein-Westfalen hat deshalb ein neues Programm gestartet: Dort werden Überseecontainer zu mobilen Schwimmbecken umgebaut. Die werden dann dort aufgestellt, wo es keine Schwimmbäder gibt. Die CDU in Rheinland-Pfalz fordert jetzt, diese Idee auch bei uns umzusetzen. Wie Anja Geisel von der DLRG die Idee einschätzt, sagt sie im Interview mit SWR-Aktuell-Moderator Florian Rudolph.

SWR Aktuell: Warum haben wir überhaupt dieses Problem, warum können immer weniger Kinder schwimmen?

Anja Geisel: Das Problem ist das Bädersterben, dass es also immer weniger Schwimmbäder gibt, dass Schwimmbäder schließen, weil sie nicht mehr rentabel sind, weil das Personal fehlt.

SWR Aktuell: Das hat sicherlich Folgen. Sehen Sie auch, dass die Zahl der Badeunfälle steigt?

Geisel: Ja, das sehen wir jedes Jahr, weil ja auch die DLRG Wachdienst an sehr vielen verschiedenen Badegewässern macht - ob das jetzt an der Küste ist, ob das an Binnenseen ist oder auch in Frei- und Hallenbädern. Gerade in den Sommermonaten steigen die Ertrinkungszahlen auf jeden Fall an. Dort sind halt leider auch immer wieder Kinder betroffen. Aber dann halt auch sehr viele junge Erwachsene, Jugendliche, die dann halt einfach ihr Können überschätzen.

SWR Aktuell: Oder das vielleicht als Kinder eben nicht gelernt haben. Jetzt gibt es diese Idee mit den mobilen Schwimm-Containern. Kann man da das Schwimmen erlernen?

Geisel: Da muss man jetzt ein wenig differenzieren. Und zwar, wenn ich „Schwimmenlernen“ höre, impliziert das für mich, das halt eine Schwimm-Art erlernt wird. Eine Schwimmart zu erlernen, in einem Schwimm-Container ist kontraproduktiv. Das funktioniert nicht.

SWR Aktuell: Aber diese Becken sind doch neun Meter lang und drei Meter breit- das reicht doch für ein paar Schwimmzüge, oder?

Geisel: Ja, allerdings nicht in der Art und Weise, dass die Kinder dann fit für ihr Seepferdchen werden - beziehungsweise zum Schwimmer werden. Es gibt verschiedene Stufen des Schwimmenlernens. Da ist einmal die Wassergewöhnung ganz wichtig. Damit erschließen die Kinder sich den neuen Bewegungsraum Wasser. Weil das Wasser eine höhere Dichte hat, müssen die Kinder erst einmal damit klarkommen. Die Atmung muss reguliert werden.

SWR Aktuell: Das lässt sich doch alles in so einem Container machen…

Geisel: Genau. Und das sind dann die Punkte, bei denen dann so ein Schwimm-Container sinnvoll eingesetzt werden kann, genauso wie dann bei dem nächsten Ausbildungsschritt, der Wasserbewältigung: Wenn nämlich Grundfertigkeiten für das Gleiten entwickelt werden beziehungsweise auch Auftreiben, Tauchen, Springen und das Rotieren. Und das sind die Grundlagen dafür, dass später überhaupt eine Schwimmarten erlernt werden kann. Und für diese beiden Stufen, Wassergewöhnung und Wasserbewältigung, da können Schwimm-Container durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Und dann können die zur Verfügung stehenden Wasserflächen, also Lehrschwimmbecken in den Hallenbädern, in den Freibädern, zur Vermittlung einer Schwimmart eingesetzt werden - dass dann also eine Entzerrung erfolgen kann.

SWR Aktuell: Das heißt, der Idee der CDU in Rheinland-Pfalz, eben diese mobilen Schwimmbäder einzusetzen, stehen sie durchaus offen gegenüber?

Geisel: Ja, wenn dann auch die organisatorischen Rahmenbedingungen stimmen, stehe ich dem durchaus positiv gegenüber, dass die Lage da ein wenig entzerrt werden kann.

SWR Aktuell: Was erwarten Sie denn darüber hinaus von der Politik?

Geisel: Die DLRG wünscht sich mehr Wasserflächen, die zur Verfügung gestellt werden, sprich: Dass Hallenbäder mit Lehrschwimmbecken, renoviert oder auch gegebenenfalls neu gebaut werden. Damit jemand ein sicherer Schwimmer wird, brauchen wir mindestens zwei Meter Wassertiefe und 25 Meter-Bahnen, damit die Kinder die 15 Minuten Dauerschwimmen auch wirklich absolvieren können. Und das können wir halt auch nicht in Lehrschwimmbecken machen, sondern wir brauchen als Wasserfläche die Lehrschwimmbecken und dann halt auch normale Sportbecken, die dann auch vom normalen Publikum, den Eltern, den Großeltern genutzt werden können.

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Florian Rudolph