Nach Messerattacke in Mannheim: "Haben Islamismus im Netz unterschätzt"

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Laura Koppenhöfer
Laura Koppenhöfer steht im Gang eines SWR-Gebäudes

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Nach der Messerattacke am Freitag in Mannheim ist der verletzte Polizist gestern seinen schweren Verletzungen erlegen. Der mutmaßliche Attentäter, ein 25-jähriger Afghane, liegt weiterhin auf der Intensivstation und ist nicht vernehmungsfähig. Er hatte auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen "Bürgerbewegung Pax Europa" angegriffen. Ein islamistisches Motiv ist noch nicht bestätigt, gilt aber als wahrscheinlich. Auch die Islamwissenschaftlerin und Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor (Grüne), sieht das so. "Ich habe das auch relativ zügig so eingeschätzt. Ich glaube auch, dass es kein Zufall ist, dass diese Tat an einem Freitag geschehen ist – dass Islamisten solche Anschläge freitags zum Beispiel nach ihrem Freitagsgebet verüben, ist ja nicht unbekannt", erklärt Kaddor in SWR Aktuell. Beim Schutz vor solchen Anschlägen sieht sie durchaus noch Optimierungsbedarf in der Politik von Innenministerin Nancy Faeser (SPD). "Wir müssen uns Gedanken machen, worin eigentlich die islamistische Gefahr für junge Menschen besteht. Die findet nicht mehr überwiegend in den Moscheen statt, sondern vorwiegend in den Sozialen Medien. Und darauf war die Vorgängerregierung so nicht vorbereitet, zum Beispiel, dass es professionelle Videos von Islamisten auf TikTok gibt", meint Kaddor. Inwiefern sie auch die Islamverbände in der Verantwortung sieht, erklärt die Islamwissenschaftlerin von den Grünen im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Laura Koppenhöfer.

Mannheim

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