Landtagswahl in Brandenburg: Ergebnis ist Zeichen einer "wehrhaften Demokratie"

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Autor/in
Jonathan Hadem
Jonathan Hadem steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
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Andreas Böhnisch

Die AfD liegt auf Platz zwei bei der Landtagswahl in Brandenburg. Trotzdem sieht der Demokratieforscher Marius Dilling das Ergebnis als Zeichen einer "wehrhaften Demokratie".

Vor der Landtagswahl in Brandenburg haben sich die Parteien gegen die AfD zusammengeschlossen. Ministerpräsident Dietmar Woidke kündigte an, nur weiter zu regieren, wenn die SPD mit ihm als Regierungschef stärkste politische Kraft werden würde. Das hat funktioniert. Die SPD gewann mit 30,9 Prozent. Viele Anhänger von CDU, Grünen und Linken hätten Dietmar Woidke gewählt, um die AfD zu verhindern, erläutert der Wissenschaftler im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem.

Bei der AfD handelt es sich um eine rechtsextreme Partei.

"Die populistische Mär der AfD, sie würde das Volk in Gänze vertreten, stimmt nicht." Mit dem Brandenburger Ergebnis von knapp 30 Prozent habe die AfD ihr Potential in Ostdeutschland zu großen Teilen ausgeschöpft. "Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, welche Gefahr von dieser Partei ausgeht."

Viele AfD-Wähler mit rechtsextremem Weltbild

Für Marius Dilling, Demokratieforscher am Else-Frenkel-Brunswik-Institut der Uni Leipzig lohnt sich ein genauer Blick auf die AfD-Wähler. Die Leipziger Autoritarismus-Studie habe gezeigt, "dass ein überwiegender Teil der Wählerinnen und Wähler die Partei aus einem manifesten rechtsextremen Weltbild und aus rechtsextremen Einstellungen wählt. Die Menschen wählen die AfD nicht aus Protest, sondern weil sie ein völkisches Staatsbürgerverständnis vertritt."

AfD bei Jungwählern vorn

Bei jungen Menschen ist in Brandenburg die AfD stärkste politische Kraft geworden. In der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen holte sie 32 Prozent - bei den 25- bis 34-Jährigen 34 Prozent (Quelle: Infratest/dimap).

"Das ist besorgniserregend", findet der Demokratieforscher. Die AfD nutze es aus, dass junge Menschen politisch noch nicht fest orientiert seien. Eine große Rolle spiele auch die TikTok-Präsenz der Partei, "wo die AfD sehr geschickt mit vermeintlich unpolitischen Angeboten lockt und sich als völlig normale Alternative darstellt". Es handele sich um die Strategie der Selbstverharmlosung, die funktioniere.

Viele Jugendliche kennen keine Wahl ohne AfD.

Außerdem biete der völkische Nationalismus, den die AfD propagiere, sehr einfache Lösungen an. Das falle in der aktuell vulnerablen Zeit auf fruchtbaren Boden, wo viele Menschen sich die Frage nach ihrer eigenen Identität stellen würden.