Der Klimawandel und seine Folgen - das war mal ein Riesenthema, das Jung und Alt gleichermaßen beschäftigt hat. Das hat nachgelassen, weil viele Menschen sich Sorgen machen wegen des Krieges, der Migration oder der Wirtschaftslage. Das hat zuletzt auch die Shell-Jugendstudie gezeigt.
Vor diesem Hintergrund beginnt heute in Berlin eine Klimakonferenz speziell von und für junge Menschen von 14 bis 30, die Junge Klimakonferenz L-COY. Sprecherin ist Laetitia Wendt – und SWR-Aktuell-Moderator Florian Rudolph hat mit ihr gesprochen.
SWR Aktuell: Die Zeiten der großen Klimademos scheinen vorbei. Haben Sie bei der Anmeldung zur Konferenz etwas von Flaute bemerkt?
Laetitia Wendt: Tatsächlich ist die Konferenz, die wir organisieren - wir machen das ja seit 2019 - die größte, die wir jemals organisiert haben, mit 1500 Leuten.
SWR Aktuell: Die Begeisterung war immer groß. Ist sie bei Ihnen jetzt gefühlt noch größer?
Wendt: Sie haben schon gerade richtig gesagt, die Zeiten sind hart für alle, gerade auch für junge Leute. Das heißt es ist jetzt natürlich nicht so, dass wir davor irgendwie die Augen verschließen, sondern es sind viele Themen präsent. Und trotzdem sehen wir einfach es diesen Raum immer braucht, über Klima und die großen Fragen zu sprechen. Und dafür ist die L-Coy einfach sehr gut.
SWR Aktuell: Jetzt sind die Leute, die bei Ihnen da zusammenkommen, ja durchweg alle organisiert im Kampf gegen Klimawandel, im Protest, in Maßnahmen. Aber wie sieht es denn an der Basis und beim Nachwuchs aus? Was unternehmen Sie da, um die Leute weiter zu begeistern?
Wendt: Jedes Jahr ist es für uns im Bereich der Werbung, Öffentlichkeit natürlich schon wichtig, zu den Leuten zu gehen. Dieses Jahr haben wir gerade auch in den Bundesländern geworben, wo die Landtagswahlen waren, wo junge Leute, die sich fürs Klima engagieren, natürlich noch mal einen schwereren Stand haben - und das auch recht erfolgreich. Wir haben aus allen 16 Bundesländern Leute da, was uns natürlich sehr freut. Wir sind dran an der Basis, aber natürlich ist das schon richtig, dass die Leute, die schon lange aktiv sind, natürlich auch eher zu so einer Konferenz kommen.
SWR Aktuell: Man braucht ja nicht nur die Basis, man braucht auch Role Models. Jetzt ist ja Greta Thunberg öfter auf israelkritischen Veranstaltungen zu sehen, meist mit Palästinenserschal statt im Klimastreik. Macht Ihnen das vielleicht auch Sorge? Fehlen da vielleicht auch die Leute, die so ein bisschen begeistern?
Wendt: In den letzten fünf Jahren, seitdem diese Welle von Fridays For Future losgetreten wurde, hat sich ja auch viel getan, sodass es ja jetzt nicht mehr so das eine Role Model geben muss. Das ist ja vielleicht auch ganz gut. Mittlerweile sind ja die Aktivistinnen und Aktivisten von damals auch in ganz unterschiedlichen Bereichen aktiv, und diese Bandbreite bildet die L-COY ja auch ab, über globale Klimagerechtigkeit oder Wissenschaft oder nachhaltiges Wirtschaften. Ja, die Zeiten haben sich ein bisschen geändert und damit vielleicht auch die Role Models. Manche sind vielleicht auch nicht mehr nicht mehr so präsent für uns in der Klimabewegung. Aber das, das ist vielleicht liegt doch, glaube ich, einfach an der Zeit.
SWR Aktuell: Klima retten, das haben vielleicht auch immer mehr junge Menschen inzwischen gemerkt, das heißt auch Verzicht und Verbot. Und davon könnten auch einige die Nase voll haben. Wie holen Sie die zurück? Wie begeistern Sie die wieder?
Wendt: Indem wir einfach zeigen, was Klimaschutz noch alles sein kann, dass es eben eben nicht Verzicht und Verbot primär ist, sondern eben auch eine große Chance der Vernetzung und des Positiv-in-die-Welt-Blickens. An diesem Wochenende zeigt sich einfach doch, dass die Klimabewegung relativ motiviert ist und das Wissen gerne austauscht und sich da vernetzt.
SWR Aktuell: Welchen Beitrag kann diese junge Klimakonferenz da konkret leisten?
Wendt: Wir sind die einzige überparteiliche Plattform, die jungen Leuten eben diese Möglichkeit bietet, sich zu vernetzen, das Wissen auszutauschen und zusammenzukommen. Es kommen über 300 Speakerinnen und Speaker zu Konferenz, aus allen demokratischen Parteien, die wir eingeladen haben, aus der Wissenschaft und so weiter.
SWR Aktuell: Was setzen Sie sich denn selbst mit dieser Konferenz zum Ziel? Welchen Beitrag wollen Sie leisten? Welches Signal soll von der Konferenz ausgehen?
Wendt: Dass die Klimabewegung noch da ist, dass wir alle sehr motiviert sind, dass das Thema auch nach wie vor noch präsent ist, wenn sich die Leute vernetzt haben, wenn sie wieder motiviert sind, wenn sie auch irgendwie mehr Handlungsfelder gesehen haben, das ist unser Ziel. Dann sind wir sehr zufrieden - neben dem Austausch natürlich mit Politik , Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und so weiter.
SWR Aktuell: Wenn man einen Blick in die Zukunft werfen: Werden wir in einigen Jahren noch Klimademos mit 10.000 auch jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehen?
Wendt: Das kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, weil ja nicht eine Demonstration hier gerade organisiere, sondern eine Konferenz.
SWR Aktuell: Aber ohne Begeisterung, die auch von solchen Konferenzen ausgeht, muss am Ende wahrscheinlich auch keine großen Klimademos geben..
Wendt: Ja, das stimmt. Aber es ist natürlich sehr wünschenswert, dass es die vielleicht gar nicht mehr geben muss. Diese Demonstrationen, auch dieses Engagement fürs Klima, das ist ja keine Institution. Wir machen das ja, damit sich die Klimapolitik beschleunigt. Und vielleicht ist das ja in zehn Jahren gar nicht mehr nötig.