Das Notrufsystem eCall ist Pflicht in neu genehmigten Fahrzeugmodellen. Es gibt Systeme, die den Notruf 112 anwählen und herstellereigene Systeme, die der ADAC kritisch sieht.
Bei einem Unfall kann ein schneller Notruf Leben retten. Das soll eCall gewährleisten, das seit April 2018 Pflicht in Fahrzeugmodellen ist, die neu genehmigt werden. Europaweit nutzt das System Mobilfunk und Satellitenortung. Nach einem Unfall wird über die einheitliche Telefonnummer 112 eine Verbindung zur nächstgelegenen Rettungsstelle hergestellt. Übermittelt werden Angaben zum Unfallort, zum Hergang sowie zum Fahrzeug. Dazu gehört die Anzahl der Insassen.
ADAC rät von herstellereigenem eCall ab
Viele deutsche Autobauer favorisieren herstellereigene Notrufsysteme. Dabei wird der Anruf zunächst an ein Call-Center weitergeleitet, bevor die zuständige Rettungsstelle informiert wird. Ein ADAC-Crashtest hat ergeben, dass dadurch Verzögerungen bis zu 58 Sekunden in der zeitsensiblen Rettungskette auftreten können.
Unternehmenssprecherin Melanie Mikulla weist im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem außerdem daraufhin, dass herstellereigene Call-Center vor allem im Ausland schon ab 20:00 Uhr geschlossen sein können. "Das geht gar nicht."
Fatale Folgen bei einem Unfall könnten auch mangelhafte Deutschkenntnisse der Mitarbeiter im Call-Center haben. Als weitere Fehlerquelle habe sich herausgestellt, dass die Positionsdaten des Unfallorts teilweise mündlich übertragen worden seien. "Da gab es Ziffernverwechslungen und dann hat man das Fahrzeug nicht gefunden."
Autobauer müssen 112-eCall-Notrufsystem anbieten
Wer ein Auto mit einem eCall-Notrufsystem besitzt, könne vom Hersteller verlangen, dass die europaweite Notfallnummer 112 verwendet wird. Unter Umständen müsse die Umstellung in der Werkstatt erfolgen. Dabei sollten sich Autobesitzer nicht mit dem Argument abwimmeln lassen, es könne nur das herstellereigene Notrufsystem genutzt werden. "Ich muss als Autofahrer selbst wählen können, ob ich den herstellereigenen Notrufdienst oder den europaweiten 112-eCall-Dienst haben möchte", sagt die ADAC-Sprecherin.