Am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe steht der Solidaritätszuschlag auf dem Prüfstand. Es geht dabei unter anderem um die Frage, was die Wiedervereinigung tatsächlich kostet.
Seit 2021 müssen nur noch Besserverdienende, Unternehmen und Kapitalanleger den Soli zahlen. "Ich halte es für vollkommen klar, dass ein Solidaritätsbeitrag immer noch notwendig ist", sagt Prof. Dr. Thomas Druyen, Soziologe und Vermögensforscher, sowie Präsident der opta data Zukunftsstiftung. Für ihn sei der Soli etwas Konstruktives. Der Versuch, Menschen in Ost und West mit gleichen Chancen auszustatten und die Gesellschaft so auf einen Nenner zu bringen.
Schwieriges Verhältnis zu Reichtum
Dass die Verteilung von Geld in der deutschen Gesellschaft oft als ungerecht empfunden wird, ist für den Vermögensforscher ein hausgemachtes Problem. Schließlich würde die Steuerbelastung in den Mittelstandsfamilien bei 43 Prozent liegen und bei Milliardären bei 26 Prozent. "Da müsste man ansetzen", so Druyen. Seiner Meinung nach hat das Verhältnis zu Besserverdienenden in Deutschland kulturelle Ursachen.
Reichtum verpflichtet
Für Druyen steht fest, dass mit Reichtum auch die Verantwortung wächst. So habe jemand mit tausenden von Arbeitsplätzen eine große Verantwortung den Menschen gegenüber, die er beschäftigt. Und auch ein Milliardär, der das demokratische System nutzen könne, wie das Verkehrssystem oder das Gesundheitssystem, habe eine größere Verantwortung, woraus sich eine größere Verpflichtung ableiten lasse.
Inwieweit Lösungen der künstlichen Intelligenz bei einer gerechteren Verteilung helfen könnten, erklärt der Soziologe im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Florian Rudolph.