Niedrigwasser am Rhein

Wie bei Hochwasser-Situationen

Rhein-Niedrigwasser: BW-Umweltministerin Walker für länderübergreifenden Krisenplan

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Interview
Arne Wiechern
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Michael Paufler

Wie kann man dem drohenden Niedrigwasser am Rhein besser entgegenwirken? Darüber beraten gerade Experten in Mannheim. BW-Umweltministerin Walker fordert im SWR-Interview mehr Zusammenarbeit.

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) fordert ein länderübergreifenddes Risiko-Management für Niedrigwasser-Perioden, ähnlich dem für Hochwasser-Situationen. Wie das aussehen könnte, sagt sie im SWR-Interview.

SWR Aktuell: Beruhigt es Sie ein wenig, dass dieses Frühjahr bei uns im Südwesten eher nass ist?

Thekla Walker: Ehrlich gesagt, freue ich mich über jeden Schauer, obwohl man sich persönlich auch über Sonnenschein und Wärme freut. Tatsächlich hatten wir in diesem Winter besonders in den Alpen viel zu wenig Schnee, also weniger als die Hälfte der Menge in den vergangenen Jahren. Das Schmelzwasser des Schnees wird zum Wasser im Bodensee zum Beispiel oder auch im Rhein - und davon haben wir viel zu wenig gehabt. Das macht mir wirklich ernsthaft Sorgen.

SWR Aktuell: Auf der Tagung in Mannheim geht es um den Rhein. Doch das Problem der Trockenheit fängt eigentlich an den Quellen und den ersten Kilometern an, oder?

Walker: Ja klar, es geht natürlich grundsätzlich darum, wie es mit der Grundwasserneubildung aussieht. Wie sehen unsere Quellen aus? Fließen diese so reichlich wie in den vergangenen Jahren? Baden-Württemberg ist eigentlich ein wasserreiches Land, aber wir mussten in den vergangenen Jahren durch die wahnsinnig trockenen Sommer bereits feststellen, dass auch unsere Grundwasserneubildung - also unsere Quellen - nicht mehr so reichhaltig vorhanden sind. Wir führen gerade landesweit einen Klima-Check bei all diesen Gewässern durch, um festzustellen, wie die Lage genau aussieht - und wo und wie wir genau gegensteuern müssen.

"Wir müssen uns als Flussgebietsgemeinschaft am Rhein gemeinsam überlegen, wie wir vorgehen. Es genügt nicht, wenn ein Bundesland oder ein Ort am Rhein bestimmte Maßnahmen ergreift."

SWR Aktuell: Welche Ergebnisse kann denn die Fachtagung in Mannheim bringen?

Walker: Wir müssen uns als Flussgebietsgemeinschaft am Rhein gemeinsam überlegen, wie wir vorgehen. Es genügt nicht, wenn ein Bundesland oder ein Ort am Rhein bestimmte Maßnahmen ergreift. Diese entfalten nur dann Wirkung, wenn wir sie gemeinsam auf den Weg bringen. Wir müssen auch viel mehr Daten sammeln, um uns frühzeitiger auf Niedrigwasser einstellen zu können. Wenn Niedrigwasser herrscht, ist es natürlich erst mal so, dass Nutzungskonflikte entstehen. Zum Beispiel im Schiffsverkehr oder auch bei den Wasserentnahmen für die Landwirtschaft. Das sind alles Fragen, die dann geklärt werden müssen und wo wir auch gemeinsam konzertiert agieren müssen. Nur so kriegen wir das auf jeden Fall in den Griff.

Spaziergänger im Rhein bei Bingen. Die Pegelstände hatten im Sommer 2022 teils historische Tiefststände erreicht.
Kampf gegen Rhein-Niedrigwasser: BW-Umweltministerin Walker plädiert für einen Krisenplan

SWR Aktuell: Angesichts der trockenen Sommer besteht ein gewisser Zeitdruck. Haben Sie den Eindruck, es geht alles schnell genug voran - oder müsste noch viel mehr Druck dahinter sein?

Walker: Wir sind seit einigen Jahren intensiv an dem Thema dran und führen zusammen mit unserer Landesanstalt für Umwelt viele Analysen durch. Was mir wirklich Sorgen macht, ist tatsächlich, dass der Klimawandel, die Klimakrise, uns viel schneller erreicht hat in den vergangenen Jahren. Das erleben wir alle zusammen. Ich glaube, die wichtigste Botschaft in diesen Tagen lautet beim Thema Klimaschutz: CO2-Reduktion. Wir dürfen auf keinesfalls nachlassen, zu versuchen, den Klimawandel etwas abzumildern, denn wir sehen jetzt die Konsequenzen bei unseren Gewässern - mit allen Auswirkungen, auch auf die Ökosysteme, die damit verbunden sind.

SWR Aktuell: Bei Hochwasser gibt es ein Risikomanagement. Sollte sich die Politik so etwas auch für Niedrigwasser-Perioden überlegen?

Walker: Ja, auf jeden Fall. Es geht darum, dass man frühzeitig schon die ersten Signale wahrnimmt und dann gegensteuern kann. Man kann zum Beispiel sagen, dass man - wenn sich Niedrigwasser abzeichnet - eben kein Wasser mehr aus dem Fluss entnimmt. Das ist nur ein Beispiel. Grundsätzlich geht es auch darum, dass man die Rahmenbedingungen so schafft, dass auch die ganzen Gebiete rund um den Fluss das Wasser besser halten können: Dass man Auen ausbaut, Feuchtgebiete wiederherstellt, Moore renaturiert. Man kann auch entlang des Flusses einiges tun, um mittelfristig eine deutliche Verbesserung der Situation hinzubekommen.

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