Museen im Südwesten sind äußerst besorgt wegen der Attacken auf Kunstwerke und verschärfen ihre Sicherheitsmaßnahmen. Das ist das Ergebnis einer SWR-Befragung unter großen Museumshäusern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" hatten unter anderem vor kurzem im Potsdamer Museum Barberini ein mehr als 100 Millionen Euro teures Gemälde von Claude Monet mit Kartoffelbrei beworfen. Es war nicht die erste Attacke von Klimaaktivistinnen und -aktivisten auf Kunst: In Berlin und in Dresden hatten sich Klimaaktivisten im August an berühmten Gemälden festgeklebt. In der Londoner National Gallery warfen Klimaaktivistinnen im Oktober Tomatensuppe auf van Goghs "Sonnenblumen".
Auch große Museen im Südwesten fürchten jetzt, dass ihre Kunstwerke zum Ziel aktivistischer Attacken werden könnten. Einige Häuser möchten deshalb namentlich nicht genannt werden - sie wollen die Aufmerksamkeit der Aktivisten und möglicher Trittbrettfahrer nicht auf sich lenken.
Protestaktionen: Restrisiko in Museen bleibt
Man verfüge ohnehin bereits über strenge Sicherheitsmaßnahmen, sagt die Direktorin des Zeppelin Museums in Friedrichshafen, Claudia Emmert: "Insgesamt gehen wir deshalb davon aus, dass unsere Werke gut geschützt sind. Allerdings ist man gegen heimtückische Attacken wie diese nie zu 100 Prozent gewappnet." Das Dilemma für die Museen: Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen treffen immer alle Besucherinnen und Besucher.
Vorsichtsmaßnahmen seien zwar unumgänglich. "Wir wollen aber weiterhin ein Ort der Kommunikation und der Begegnung bleiben", sagt Julia Wallner, Direktorin des Arp Museums Rolandseck in Remagen, "und Zugang zu den uns anvertrauten Schätzen möglich machen. Museen sind öffentliche Orte."
Museum fürchtet: Hinter Glas leidet Wirkung der Kunstwerke
Generell seien die Möglichkeiten begrenzt, Kunstwerke vor Attacken zu schützen, sagt Christine Litz, die kommissarische leitende Direktorin der Städtischen Museen Freiburg. "Insbesondere Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts sind nicht verglast oder stehen in Vitrinen." Man nehme solchen Kunstwerken die Wirkung, wolle man sie auf diese Weise schützen.
Zudem sehen sich die Museen zu Unrecht als Zielscheibe der aktivistischen Attacken. Auf Basis des baden-württembergische Handlungsleitfadens für "Green Culture" in Museen arbeite man auf lokaler Ebene längst an Konzepten für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Häuser, insbesondere an neuen Energiekonzepten, erläutert Museumsdirektorin Claudia Emmert aus Friedrichshafen.
Im Ulmer Museum steht auch der 40.000 Jahre alte "Löwenmensch" - er ist laut Direktorin Stefanie Date sehr gut gesichert. Für die Aktionen der Klimaprotestbewegung gibt es in den Museen in Ulm wenig Verständnis:
Verantwortung für teure Leihgaben
Bei der Sicherheit der Werke müssen Museen nicht nur auf Exponate im eigenen Besitz achten, sondern auch auf teure Leihgaben. Hier stünden die Häuser auch mit Blick auf den Versicherungsschutz in einer besonderen Verantwortung, so Litz. Ideell sei ein Verlust von Kunstwerken ohnehin nicht wieder gutzumachen.