Glück gehabt, wenn Sie nicht am Sertoriusring in Mainz wohnen. Mieterinnen und Mieter einer 172 Parteien-Anlage sollen jetzt bis zu 3000 Euro Heizkosten nachzahlen für das vorletzte Jahr. Dabei haben sie gar keinen Einfluss auf die Temperatur in der Wohnung. Ihre sogenannte Einrohrheizung muss im unteren Teil des Gebäudes eine Bullenhitze erzeugen, damit genug Wärme bis zum obersten Stockwerk gelangt. Ein energetischer Albtraum für das Klima, ein finanzielles Fiasko für die Betroffenen – ohne eigenes Zutun.
Die Anlage gehört einer Wohnungsbaugesellschaft. Der Fall wirft ein Licht darauf, wie wenig Vonovia, Deutsche Wohnen und andere in ihren Bestand investieren. Einrohrheizungen zum Beispiel werden seit fast 40 Jahren nicht mehr verbaut. Trotzdem steigen regelmäßig die Mieten. Das trifft nicht nur sozial Schwache, sondern auch Familien aus dem Mittelstand.
Mit der Energiekrise kam auch die Wartung der Wohnungen fast völlig zum Erliegen. Ich kenne eine Familie, die schon zwei Jahre auf fließendes Wasser in der Küche hofft. Eine andere lebt mit Schimmel in Bad und Toilette. Der Wohnungsbaugesellschaft sind diese Schäden bekannt, sie unternimmt nichts.
Kein Einfluss auf die Raumtemperatur
Das neue Heizungsgesetz sieht einen Bestandsschutz für Altbauten vor. Leider auch für Altbauten der Vonovia, Deutsche Wohnen und Co. Wohnungsbaugesellschaften sind im politischen Berlin viel besser vernetzt als die Miet-Gemeinde am Mainzer Sertoriusring.