Es gibt da so einen Witz unter Katzenliebhabern: "Ein Hund denkt: Sie lieben mich, sie pflegen mich, sie füttern mich. Sie müssen Götter sein. Eine Katze denkt: Sie lieben mich, sie pflegen mich, sie füttern mich. Ich muss ein Gott sein."
Katzen sind eigen, das ist allgemein bekannt. Manche sind sogar regelrecht speziell. Für genau diese etwas schwierigen Fälle hat das Tierheim Maria Höffner in Landau auf Facebook einen Aufruf gestartet: "Katzenschmuser gesucht, die sich nicht von Fauchis und Spuckis abschrecken lassen."
Wer sind die "Fauchis" und "Spuckis" im Tierheim Landau?
Das sind Katzen, die nur wenig oder schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, erklärt Tierpfleger Felix Bernauer: "Die fauchen erst mal. Nach dem Fauchen kommt das Spucken. Da muss man aufpassen, dann ist Schluss, danach kann es auch sein, dass die Katze nach vorne geht."
Für solche Tiere sucht das Tierheim bewusst Katzenfreunde mit viel Erfahrung: "Da ist es dann wichtig, dass man sich zu der Katze reinsetzt, ihr vielleicht was vorliest, aber gar nicht groß mit ihr interagieren will. Hauptsache, sie merkt, dass ihr durch die Anwesenheit des Menschen im Raum keine Gefahr droht."
Keine Menschenfreunde: die Kater Terence und Bud
Christoph Hengst ist nicht nur Katzenfreund, sondern nach eigenen Angaben auch ausgebildeter Tierpsychologe. Er kommt einmal die Woche vorbei und betreut ehrenamtlich die ganz schweren Fälle im Tierheim in Landau.
Heute geht es um Bud und Terence: zwei rote Kater, noch kein halbes Jahr alt. Ihre Mutter war eine verwilderte Hauskatze, positiven Kontakt zu Menschen haben die beiden nie kennengelernt. "Die sind unheimlich süß, aber die sind den Menschen überhaupt nicht gewöhnt. Das werden wir gleich sehen. Und hören."
Spucken, fauchen, krallen
Untergebracht sind sie in einem kleinen Raum, in dem ein großer Kratzbaum steht. Zunächst sind die beiden Kater gar nicht auszumachen. Dann lugen zwei kleine Augenpaare unter einer Decke hervor, die über dem Baum hängt. Mit einem Zweig hebt Christoph Hengst die Decke an, ganz sachte und vorsichtig. Sofort ist Leben im Baum: Es wird gefaucht, es wird gespuckt und Krallen werden ausgefahren.
"Das ist die letzte Warnung: Wenn Ihr jetzt nicht weggeht, greife ich Euch an," deutet Christoph Hengst das Verhalten der halbwüchsigen Kater. Er lässt sich davon aber nicht beeindrucken. Stattdessen setzt er sich auf den Boden, redet mit ruhiger Stimme auf die Tiere ein und versucht vorsichtig Blickkontakt aufzunehmen. Und tatsächlich: Das Grummeln und Fauchen unter der Decke wird leiser. Nach ein paar Minuten liegen die beiden Kater halbwegs entspannt auf dem Baum und schließen am Schluss sogar die Augen.
Ein Tag ohne Attacke ist ein guter Tag
"Sie kommen mit unserer Anwesenheit klar. Das ist schon mal ein erster Erfolg", so Christoph Hengsts Fazit. Übersetzt heißt das: Wenn Bud und Terence von einem Angriff vorerst absehen, ist schon viel gewonnen.
Sich die beiden irgendwann als zahme Hauskatzen vorzustellen, fällt schwer. Christoph Hengst will da keine Prognose abgeben: "Ob solche Tiere, die vielleicht auch schlimme Erfahrungen gemacht haben, irgendwann auf einem als Schmusekater rumliegen, lässt sich noch nicht sagen." Aber das müsse ja auch gar nicht sein: "Das Tier ist ein Individuum und sollte auch als solches respektiert werden."
Auch schwierige Katzen haben viele Fans
Das Tierheim selbst kann sich gut einen Bauernhof oder einen Reiterhof für Bud und Terence vorstellen, "wo sie einfach Katze sein dürfen". Und was den Aufruf auf Facebook angeht: Der war schon mal ein voller Erfolg. Die Katzenschmusestunden im Tierheim in Landau sind erst einmal ausgebucht - auch für die Fauchis und die Spuckis.