Zwei Minuten: Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Gesundheit! Erkältungswellen in Endlosschleife

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Autor/in
Laura Koppenhöfer
Laura Koppenhöfer steht im Gang eines SWR-Gebäudes

Der Herbst ist noch jung, trotzdem sind rund sechs Millionen Menschen zurzeit erkältet, liegen mit Corona oder Grippe flach. Im Sommer war’s ähnlich, im Frühling auch. Laura Koppenhöfer wundert sich darüber nicht.

Sind Sie gesund? Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem beinharten Immunsystem. Ist ja beeindruckend, was in den Atemwegen gerade so unterwegs ist: Rhinoviren, Coronaviren, Grippeviren. Deutschlandweit laborieren Millionen Menschen hustend und schniefend mit ansteckenden Infekten herum: Die Wartezimmer in den Praxen sind voll, im Gegensatz zu den Dienst- und Schichtplänen. Egal, wo man hinschaut. Beim Rettungsdienst, auf dem Bau - und in der Kita sowieso. Einen halben Monat hat’s seit dem Ferienende gedauert bis zur ersten Woche Notbetreuung. Was ja in vielen Fällen Nichtbetreuung bedeutet, so dass selbst gesunde Eltern von Kita-Kindern nicht für kranke Kolleginnen oder Kollegen einspringen können.

Die Kolumne zum Wochenende können Sie sich hier auch anhören:

Nahtloser Übergang von Infektwelle zu Infektwelle

Die erste fette Erkältungswelle eben - und da ist die verlässlich im September grassierende “Wiesngrippe” noch gar nicht mitgerechnet. Aber was heißt das überhaupt, die erste Welle? Weil im Sommer, nicht nur im ersten verregneten Teil, hatten wir ja auch schon eine: In diesem Sommer waren so viele Menschen mit hartnäckigen Erkältungssymptomen krankgemeldet wie noch nie seit Bestehen des Beobachtungsportals des Robert-Koch-Instituts, also seit 13 Jahren. Das Ganze im nahtlosen Übergang nach den letzten Ausläufern des mal wieder fiesen Infektwinters. Gefühlt reißt das gar nicht mehr ab, die saisonalen Verschnaufpausen sind abgeschafft. So dass die vielen, die aktuell auf der Suche nach einem Hausarzt sind, seit Monaten vergeblich auf die Phase warten, in der man sich als Neupatient traut, in einer Praxis anzurufen.

Laura Koppenhöfer
Die Kolumne zum Wochenende von Laura Koppenhöfer

Der gute alte Winterblues hat jetzt ganzjährig Saison

Passt aber halt auch irgendwie zum klimatischen Trend: Einfach kein Verlass mehr auf klar erkennbare Jahreszeiten oder -zyklen: Jahrhunderthochwasser finden jährlich statt. In jedem Monat ist jede Art von Wetterextrem möglich. Und passt halt auch zur Stimmung. Krieg und Krise kennen auch keine Jahreszeiten. War früher zumindest im Hochsommer mal etwas Ruhe im Nachrichtenkarton, dafür Platz für abstrus-amüsanten Sommerlochthemen und -tiere, zieht sich der Krisenmodus mittlerweile durch. Der gute alte Winterblues hat ganzjährig Saison. 

Hat Corona uns das eingebrockt?

Und das Interessante dabei: Gefühlte Bedrohungen haben oft einen größeren Anteil daran als tatsächliche. Psychologen erklären das damit, dass es Menschen schon immer leichter fiel, vor anderen Menschen Angst zu haben als zum Beispiel vor abstrakten Klimadiagrammen. Und deshalb hört man auch so oft den Kommentar, gern mit verstopfter Nase vorgetragen: So schlimm kann’s ja wohl nicht sein mit der Erderwärmung. Wenn’s dauernd regnet und so viele im Sommer erKÄLTET sind.

Krankenwellen im Winter kann wohl jeder

Hat Corona uns das eingebrockt? Vor den gewöhnlichen Nasen-Rachen-Kollegen damit geprahlt, dass Krankenwellen im Winter ja wohl jedes Virus kann. Was die natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnten. Bestimmt. Corona kann man doch alles in die Schuhe schieben. Kaputte Immunsysteme. Kaputte Gesundheitssysteme. Kaputte Gesellschaften. Und mit ein bisschen verschwörungstheoretischer Fantasie auch den Klimawandel.

Na dann, Gesundheit!

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