Die Anfang 2023 umgesetzte bundesweite Reform des Wohngeldes hat in Baden-Württemberg spürbare Auswirkungen: Infolge der Änderung ist die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger im Land stark gestiegen. Sie nahm nach vorläufigen Zahlen im vergangenen Jahr um 37 Prozent auf 85.000 Haushalte zu, wie Wohnungsbauministerin Nicole Razavi (CDU) in Stuttgart mitteilte. "Wir haben damit unsere Unterstützung für einkommensschwache Haushalte deutlich verstärkt."
Die Reform der Sozialleistung ist seit Januar 2023 gültig. Kernstück war die Einführung einer Heizkosten- und Klimakomponente, die Anpassung der Berechnungsformel und die Anhebung der Einkommensgrenzen. Damit stieg die durchschnittliche Höhe des ausgezahlten Wohngelds in BW von 288 auf 480 Euro - ein Plus von 67 Prozent. Mehr Wohngeld für mehr Menschen sei eine wichtige und zielgerichtete Hilfe in schwieriger Zeit, so Razavi.
Noch nicht alle Anträge von 2023 sind bearbeitet
Den Angaben zufolge haben sich die Ausgaben für das Wohngeld im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 auf 400 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Das Land und der Bund teilen sich die Kosten. Für die Auszahlung sind in Baden-Württemberg die Stadt- und Landkreise und die Großen Kreisstädte mit insgesamt 133 Wohngeldbehörden zuständig.
Die kurzfristige Umsetzung sei alles andere als einfach gewesen und unter einer enormen Kraftanstrengung gelungen, sagte Razavi. Laut ihrem Ministerium konnten bisher aber noch nicht alle Anträge aus dem Jahr 2023 bearbeitet werden. Nach wie vor gebe es längere Wartezeiten, hieß es. Um die anstehenden Mehrbelastungen aufzufangen, hatte das Land den Kommunen für vergangenes und dieses Jahr jeweils 17 Millionen Euro zugesagt.
Unterstützung für Bürger- und Wohngeldbezieher Sozialwohnungen fehlen in BW: Staat zahlt zu viel für Unterkünfte
Laut einer Studie gibt es in Baden-Württemberg viel zu wenige Sozialwohnungen. Um bedüftige Menschen unterzubringen, zahle der Staat oft mehr als die ortsübliche Vergleichsmiete.
Hoher Arbeitsaufwand für Kommunen
Eine Sprecherin des Städtetags sagte, für eine abschließende Einschätzung der Wohngeldreform sei es noch etwas früh. "Die Städte sind noch dabei, den erwartet hohen Arbeitsaufwand zu bewältigen". Die Mehrarbeit habe in den Kommunen zu vielen Überstunden geführt, so die Sprecherin.
Haushalte mit kleinem Einkommen haben es schwer, eine günstige Wohnung zu finden: Einer Studie zufolge gibt es in Baden-Württemberg viel zu wenige Sozialwohnungen. Im Land müssten mehr als 200.000 Sozialwohnungen gebaut werden, um auf den Stand von 2007 zu kommen.