Wasserstoff gilt als ein Energieträger der Zukunft. Mit ihm lassen sich Fahrzeuge mit Brennstoffzellen betreiben. Mit ihm könnte aber auch - so die Hoffnung einiger Fachleute - die Produktion in der Chemie- und Stahlindustrie klimaneutral werden. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat jetzt ein Gerät vorgestellt, das Wasserstoff aus Wasser herstellt und ganz aus heimischer Produktion stammt. SWR Aktuell-Moderator Jonathan Hadem hat darüber mit Marc-Simon Löffler, Leiter des Fachgebiets Regenerative Energieträger und Verfahren am ZSW, gesprochen.
SWR Aktuell: Warum ist dieser Demonstrator so besonders?
Marc-Simon Löffler: Wir haben einen Demonstrator "Made in Baden-Württemberg" gebaut. Das heißt: Der Elektrolyseur besteht aus Komponenten von Unternehmen und Firmen aus ganz Baden-Württemberg. Damit zeigen wir, wie groß die Industrie-Potenziale für diese Technologie auf Landesebene sind.
Mobilität der Zukunft Wasserstoff als Hoffnungsträger für den Klimaschutz?
Wasserstoff war lange der Hoffnungsträger für eine klimaneutrale Zukunft. Sind mit Wasserstoff betriebene Autos besser für das Klima als E-Autos mit Batterie?
SWR Aktuell: Welche Teile liefern die Firmen?
Löffler: Das geht im Prinzip querbeet - von der Zulieferindustrie, das heißt Pumpen, Ventile, Aktoren, Sensoren, über die Leistungselektronik bis hin zum eigentlichen Elektrolyseur. Ebenfalls dazu gehören Sicherheitstechnik und Container. Es ist das komplette Paket, das über Unternehmen aus Baden-Württemberg darstellbar ist.
SWR Aktuell: In welchen Bereichen wird mit dem Demonstrator geforscht?
Löffler: Wasserstoff hat den Vorteil, dass man ihn vielfältig einsetzen kann. Zum einen in der Mobilität, um Brennstoffzellen-Fahrzeuge, wie Lkw und Busse zu versorgen. Wasserstoff wird aber auch in der Industrie in Zukunft sehr wichtig werden, zum Beispiel in der Stahl- und Zementindustrie. Und man kann mittelständische Unternehmen anstatt mit Erdgas mit Wasserstoff versorgen.
SWR Aktuell: Ein Problem war bislang, dass die Wasserstoff-Produktion sehr teuer war. Glauben Sie, dass Sie mit ihrem Demonstrator Fortschritte machen werden?
Löffler: Wir haben mit unserem Demonstrator den Grundstein gelegt, die Unternehmen auf Landesebene zu aktivieren und erste Produktentwicklungen zu initiieren. Jetzt geht es darum, in die Serienproduktion zu kommen - also in großen Stückzahlen zu fertigen. Dann kann Elektrolyse-Wasserstoff sehr schnell wettbewerbsfähig werden.
SWR Aktuell: Lohnt sich mit Blick auf den Wettbewerb die Forschung in Deutschland?
Löffler: Es wird weltweit ein sehr großer Wasserstoffmarkt entstehen und das heißt auch ein Markt für Elektrolyseure. Im Moment gibt es weltweit erst sehr wenige Player. Das bedeutet: Das Feld ist noch relativ unbestellt und wir haben mit dem starken Maschinen- und Anlagebau in Baden-Württemberg und der exzellenten Zulieferindustrie, große Potenziale aktiv zu werden.
Mobilität Hoffnungsträger Wasserstoff
Deutschland will bei den Wasserstofftechnologien weltweit die Nummer eins werden. Die Bundesregierung will bis Ende des Jahres eine Strategie dazu vorlegen.