ÖPNV-Mitarbeitende nehmen in Freiburg an Warnstreiks teil

Einschränkungen im Nahverkehr

Warnstreiks am Freitag im ÖPNV: In diesen Städten in BW standen Bahnen und Busse still

Stand
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Johannes Böhler
Johannes Böhler
Matthias Breitinger

Die Gewerkschaft ver.di hatte zu Warnstreiks im kommunalen Nahverkehr aufgerufen. Busse und Bahnen standen deshalb am Freitag in einigen Städten in Baden-Württemberg still.

Am frühen Freitagmorgen haben bundesweit Warnstreiks im deutschen Nahverkehr begonnen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Verkehrsbetriebe in fast ganz Deutschland dazu aufgerufen. Auch in Baden-Württemberg waren Tausende Fahrgäste bis zum frühen Samstagmorgen betroffen.

Am Donnerstag wurde an Flughäfen gestreikt, am Freitag ist der Nahverkehr dran. Der TV-Bericht aus den SWR-Nachrichten vom Donnerstagabend:

Der Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr hat in sieben Städten in Baden-Württemberg stattgefunden. Wie ver.di am Freitag mitteilte, beteiligten sich etwa 4.000 der rund 6.500 Beschäftigten an dem befristeten Ausstand. Demnach waren die Städte Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz von dem ganztägigen Warnstreik betroffen - dort standen also Busse und Bahnen still.

Statt ÖPNV: Taxi, Fahrgemeinschaft, Carsharing

Taxis waren vom Warnstreik nicht betroffen, die Kosten dafür werden allerdings nicht erstattet. Wer also von der nicht fahrenden Straßenbahn auf ein Taxi umsteigt, muss das Taxigeld selbst zahlen. Alternativ könnten Arbeitnehmer auf das eigene Auto zurückgreifen, mit Kolleginnen und Kollegen oder Nachbarn eine Fahrgemeinschaft bilden oder - wer keinen eigenen Pkw besitzt - den Wagen eines Carsharing-Anbieters nutzen.

Wichtig zu wissen: ver.di hat nur die kommunalen Verkehrsbetriebe bestreikt . S-Bahnen, etwa im Raum Stuttgart, sind also ganz regulär gefahren. In Karlsruhe haben sich die Stadtbahnen der nicht bestreikten Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) angeboten. Mehr über Alternativen in den einzelnen Regionen finden Sie unten.

Stuttgart und Esslingen

Im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) waren am Freitag die gelben Busse und Stadtbahnen sowie die Zahnrad- und Seilbahn der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) vom Warnstreik betroffen, außerdem die Busse des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE). Das teilte der VVS mit. Nicht betroffen waren dagegen die S- und Nebenbahnen sowie die Busse in den Verbundlandkreisen. Auch die Busse von Privatunternehmen, die im Auftrag der SSB auf den SSB-Linien fahren, waren am Freitag wie gewohnt unterwegs.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zeigte sich im Nachgang zufrieden mit der Beteiligung beim Warnstreik. In Stuttgart und Esslingen seien am Freitag rund 2.500 Beschäftigte in den Ausstand getreten.

Region Neckar-Alb

Die Region Neckar-Alb und die Kreise Freudenstadt und Tuttlingen waren nicht von den Streiks im kommunalen Nahverkehr betroffen. Der Reutlinger Stadtverkehr und TüBus gehören zum privaten Omnibusgewerbe und fuhren nach Plan. Der aktuelle Lohntarifvertrag im privaten Omnibusverkehr läuft noch bis Ende 2024. Private Unternehmen sind laut Verkehrsverbund Naldo generell nicht vom Streik betroffen.

Region Karlsruhe

Vom Streik waren auch die Busse der Karlsruher Verkehrsbetriebe (VBK) und viele Bahnen im Bereich des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) betroffen, unter anderem alle Tramlinien im Stadtgebiet. Sie und auch die Verbindungen der S-Bahn-Linien 2 fielen aus.

Dagegen fuhren alle anderen S-Bahnen des KVV in der Stadt Karlsruhe und in der Region. Laut KVV waren sie eine Alternative für bestreikte Straßenbahnen und Busse. Zudem waren einige Busse von Privatunternehmen trotz Streik unterwegs. Beim Heimspiel des Karlsruher SC am Abend hat es keine Shuttle-Busse zum Wildparkstadion gegeben. Auch in Baden-Baden wurden die Busse der Verkehrsbetriebe bestreikt, nur Regionalbusse fuhren dort wie gewohnt. Auch in den Kundenzentren des KVV gab es Einschränkungen.

Karlsruhe

Warnstreik im Öffentlichen Nahverkehr beendet Busse und Bahnen sollen in Karlsruhe und der Region ab Samstagmorgen wieder fahren

Der 24-stündige Streik im öffentlichen Nahverkehr betraf auch Busse und Bahnen im Gebiet des Karlsruher Verkehrsverbunds. Der Warnstreik hatte am frühen Freitagmorgen begonnen.

Freiburg und Südbaden

In Freiburg hatte ver.di rund 900 Beschäftigte der kommunalen Verkehrs AG (VAG) zum Streik aufgerufen. Straßenbahnen und Busse, sowie die Schauinslandbahn wurden am Freitag von 3:30 Uhr morgens bis zum Betriebsschluss am Samstagmorgen lahmgelegt. Auch die Nachtbuslinie N40 und Anschlusstaxis für das Umland seien davon betroffen gewesen, teilte die VAG mit. Einzelne Busse von privaten Unternehmen sollen fahren.

Die Züge der SWEG und der Deutschen Bahn dagegen rollten nach dem Lokführerstreik wieder: so auch die S-Bahn, die an mehreren Freiburger Bahnhöfen hält. Wer am Freitag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein wollte, musste sich vor Fahrtantritt im Internet informieren, so die VAG. Andere Landkreise in Südbaden waren nicht vom Warnstreik betroffen.

Konstanz und Bodenseeregion

In Konstanz betrafen die Warnstreiks neben dem städtischen Busverkehr auch die Fähre Konstanz - Meersburg. Das teilten die Stadtwerke mit. Der 24-Stunden-Streik begann in der Nacht zu Freitag um 3:45 Uhr bei den Bussen, um 4:35 Uhr bei der Fähre. Für Fahrgäste ohne Auto ist tagsüber ein Ersatzschiff zwischen dem Konstanzer Stadthafen und Meersburg gependelt. Laut den Stadtwerken fuhren auch Schulbusse nicht. Nur die grenzüberschreitende Buslinie 908 von Konstanz nach Kreuzlingen hat voraussichtlich verkehrt.

Konstanz

24 Stunden Stillstand bei Bus und Fähre ÖPNV-Warnstreik in Konstanz

In Konstanz sind am Freitag weder städtische Busse noch die Autofähren zwischen Konstanz und Meersburg gefahren. Ver.di hatte die Beschäftigten zu einem 24-stündigen Warnstreik aufgerufen.

Ulm und Ostwürttemberg

Ostwürttemberg und der Großraum Ulm seien von dem Streik nicht betroffen, sagte die Ulmer ver.di-Chefin Maria Winkler dem SWR. In Ulm und Neu-Ulm gebe es mit den Stadtwerken (SWU) lediglich einen öffentlichen Nahverkehrsbetrieb, dessen Tarifverträge im Moment aber nicht verhandelt würden. Auch in Ostwürttemberg gebe es keine Unternehmen, die den Tarifverträgen Nahverkehr (TV-N) unterworfen seien.

Mannheim und Rhein-Neckar

Die Busse und Bahnen im Raum Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen sind am Freitag ganz normal gefahren. Das teilte die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (rnv) mit. Der Streikaufruf der Gewerkschaft ver.di betreffe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der rnv nicht, da für sie statt dem Tarifvertrag Nahverkehr ein eigener Haustarifvertrag gelte. Für diesen gelte noch bis Ende des Jahres die sogenannte Friedenspflicht, in der nicht gestreikt werden darf, teilte das Verkehrsunternehmen mit.

Auch im Neckar-Odenwald-Kreis hatte der Streik nach SWR-Informationen keine Auswirkungen. Hier fahren hauptsächlich private Busunternehmen im Auftrag der Verkehrsgesellschaften, deren Mitarbeiter vom Streikaufruf nicht betroffen waren.

Mannheim

Busse und Bahnen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH fahren rnv vom Streik im ÖPNV am Freitag nicht betroffen

Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (rnv) hat mitgeteilt, dass
ihre Busse und Bahnen am Freitag ganz regulär fahren. Von dem Streik sei die rnv nicht betroffen.

SWR4 am Dienstag SWR4

Heilbronn und Franken

In der Region Heilbronn-Franken war vorerst nur der Bereich der Heilbronner Innenstadt betroffen. Dort sollten keine Stadtbusse fahren und die Stadtbahnlinien S4, S41 sowie S42 wurden stellenweise am Bahnhof umgeleitet. Ein Ersatzfahrplan sei nicht vorgesehen gewesen, teilte ein Sprecher der Heilbronner Stadtwerke mit. Regionalbusse hielten wie gewohnt.

In den Kreisen Schwäbisch Hall, Main-Tauber sowie im Hohenlohekreis kam es laut ver.di zu keinen Einschränkungen. In Heilbronn wurde zudem die Leitstelle bestreikt, so ver.di. Das konnte sich vereinzelt auch auf den S-Bahn-Verkehr auswirken.

ver.di verhandelt für 6.500 Beschäftigte

Die Warnstreiks hatte die Gewerkschaft bereits am Montag angekündigt, nachdem die erste Verhandlungsrunde für die rund 6.500 Beschäftigten in Baden-Württemberg im Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N) ohne Ergebnis zu Ende gegangen war. ver.di begründete den Schritt damit, dass die Arbeitgeberseite kein Angebot vorgelegt habe.

Mit dem Warnstreik will die Gewerkschaft in den Tarifverhandlungen Druck mache. Sie fordert vor allem bessere Arbeitsbedingungen. Zu den Kernforderungen gehören laut ver.di eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit, eine Erhöhung des Urlaubsanspruches, zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit sowie die Begrenzung geteilter Dienste und unbezahlter Zeiten im Fahrdienst.

Laut Jan Bleckert, ver.di Verhandlungsführer, fehlen dem Land bis 2030 rund 2.000 Beschäftigte allein für den derzeitigen Linienbetreib. Gleichzeitig würden jedes Jahr hunderte der ausgebildeten Fahrerinnen und Fahrer die Branche verlassen. Das zeige deutlich, dass etwas bei den derzeitigen Arbeitsbedingungen nicht stimmen würde.

Arbeitgeberseite kritisiert Forderungen

Der Kommunale Arbeitgeberverband Baden-Württemberg (KAV) reagierte mit Unverständnis. KAV-Hauptgeschäftsführerin Sylvana Donath sagte: "Die Beschäftigten profitieren ab März schon von historisch hohen Gehaltssteigerungen von über 12 Prozent." Nun habe ver.di trotz dieser  Gehaltssteigerung weitere Forderungen aufgestellt, die das Gehalt zusätzlich um  mehr als 30 Prozent erhöhen würden. Ein Umsetzen sämtlicher ver.di-Forderungen würde den durchschnittlichen Bruttolohn für Beschäftigte im Fahrdienst auf  mehr als 5.200 Euro erhöhen. "Das wäre fernab jeglicher Realität."

Donath sagte weiter, der Warnstreik kurz nach Verhandlungsbeginn zeige deutlich, dass es ver.di derzeit weniger um eine tragbare Lösung gehe, sondern darum, zulasten der  Fahrgäste zunächst richtig auf die Pauke zu hauen. "Pendlerinnen und Pendler,  Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern und viele andere zahlen einmal mehr die Zeche für gewerkschaftliche Unvernunft."

ver.di-Verhandlungsführer Jan Bleckert sagte laut einer Mitteilung vom Montag, schon jetzt führe ein dramatischer Personalmangel zu ständigen Ausfällen und Verspätungen und belaste die Fahrerinnen und Fahrer massiv. Die von den Bürgerinnen und Bürgern gewünschte Stärkung des ÖPNV könne nur gelingen, wenn die Arbeitsbedingungen erheblich verbessert würden.

Fridays for Future unterstützt Beschäftigte

Unterstützt werden die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe bei ihren Forderungen von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future. Unter dem Motto "wir fahren zusammen" will die Organisation laut ver.di deutlich machen, dass es ohne ausreichend Fahrerinnen und Fahrer keine Verkehrswende geben könne - und ohne Verkehrswende auch keinen ausreichenden Klimaschutz. "Was wir jetzt brauchen, ist ein Nahverkehr mit Zukunft und das kann nur zusammen mit den Beschäftigten gelingen", sagte Nisha Toussaint-Teachout von Fridays for Future Stuttgart.

Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 5. und 6. Februar angesetzt. Eine dritte Verhandlungsrunde ist für den 5. und 6. März vereinbart. Verhandelt wird jeweils im SSB-Waldaupark in Stuttgart.

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