Seit Anfang Mai gibt es auf dem Härtsfeld im Ostalbkreis ganz besonderen Nachwuchs: Eine Wisentkuh hat ein Jungtier bekommen. Der kleine Bulle ist das erste Wisentkalb, das im Naturschutzgebiet nahe Neresheim geboren wurde. Was jetzt noch fehlt, ist ein Name.
Michael Abele fährt mit seinem SUV auf einem Schotterweg zwischen zwei Feldern entlang. Im Kofferraum raschelt das Getreideschrot im Eimer. Wie jeden Morgen ist er auf dem Weg zu seinen Tieren. Am Waldrand angekommen, verläuft ein Metallzaun am Wegesrand, dahinter noch ein zweiter Elektrozaun. Michael Abele steigt aus, stellt den Strom ab, geht durchs Tor und ruft in den Wald. "Komme, komm!". Drei Minuten später kommen acht Wisente aus dem Unterholz auf ihn zugerannt.
Besondere Regeln für Wisent-Namen
Seine Herde kennt Michael Abele. Er kann alle Tiere an den Hörnern und der Fellzeichnung erkennen. Dalida, Branita oder Bamika, die Namen der Wisentkühe auf dem Härtsfeld sind einzigartig, aber keineswegs zufällig gewählt. Die zwei Anfangsbuchstaben sind immer die vom Gehege, in dem das Tier geboren wurde, erklärt Michael Abele. Donröschen und Bulle Donertl kommen beide aus dem Donaumoos, Bajara aus Basel, und Sporona aus Springe bei Hannover.
Das Jungtier vom Härtsfeld hat noch keinen Namen. Klar ist: er muss mit den Buchstaben "HA" beginnen. "Vielleicht Hans, Hannibal, irgendwie so halt. Das ist noch nicht festgelegt", sagt Michael Abele. Dafür ist wohl auch noch etwas Zeit. Der Kleine ist im Moment auch namenlos glücklich mit der Milch seiner Mutter. Und noch weit entfernt von der Statur eines erwachsenen Tieres, das bis zu einer Tonne schwer werden kann.
Nachwuchs bei den Wisenten ist ein Erfolg für den Artenschutz
Das Wisentkalb ist ein Erfolg für den Artenschutz im Ostalbkreis. "Die Wisente waren ja fast ausgestorben. Vor hundert Jahren hat es nur noch zwölf zeugungsfähige Tiere gegeben", sagt Michael Abele. Nicht nur die Jagd hatte den Wisent in freier Wildbahn ausgerottet, sondern auch fehlende Lebensräume.
Genau das bietet das Naturschutzgebiet auf dem Härtsfeld. Auf 35 Hektar sollen die Tiere für mehr Biodiversität sorgen. Durch die Wisente entstehen plattgelegene Grasflächen, die sind attraktiv für Mäuse, die wiederum Greifvögel anlocken. Der Dung der Tiere lockt auch Mistkäfer an. Laut Michael Abele ist im Gehege noch genug Platz für bis zu zehn weitere Tiere. Wann der nächste Nachwuchs kommt, ist aber schwer abzuschätzen.
Züchter hofft auf nächste freudige Überraschung
"Bei den Tieren sieht man das nicht so wie beim Hausrind, dass die trächtig sind. Wir haben erst so Ende Juni, Juli mit Kälbern gerechnet. Aber der Bulle war halt schneller." Wenn er in diesem Tempo weiter macht, gibt es dann vielleicht schon bald eine Hannah oder Hannelore auf dem Härtsfeld.