Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne) haben sich am Donnerstag in Täferrot (Ostalbkreis) über die Bewältigung der jüngsten Hochwasserlage informiert. Thema des Treffens mit Ostalb-Landrat Joachim Bläse (CDU) und den Bürgermeistern der anderen betroffenen Leintalkommunen waren auch die Konsequenzen künftiger Planungen für den Hochwasserschutz.
Täferrot: Rund 200 Menschen mussten evakuiert werden
Der 1.000-Einwohner-Ort Täferrot war bei dem Hochwasser am vergangenen Wochenende mit einem blauen Auge davon gekommen. Zwar mussten rund 200 Menschen aus den Tallagen der Orte in der Nacht von Sonntag auf Montag vor den Fluten der Lein in Sicherheit gebracht werden. Sie und weitere Betroffene aus den Leintalkommunen Heuchlingen, Mulchingen und Leinzell kamen teilweise in Notunterkünften unter. Am Montagvormittag konnten sie jedoch wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Zahlreiche Keller liefen voll, zu größeren Schäden kam es laut dem Täferroter Bürgermeister Markus Bareis jedoch nicht. Dank rechtzeitiger Vorbereitungen, darunter auch die Evakuierungsmaßnahmen, aber auch wegen des Rückhaltebeckens in Täferrot. "Ohne dieses Rückhaltebecken hätten wir ganz, ganz große Probleme gehabt", so Bürgermeister Bareis.
Bundesumweltministerin Lemke: positives Beispiel
Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach sich bei dem Vor-Ort-Termin am Rückhaltebecken in Täferrot lobend über die getroffenen Hochwasserschutzmaßnahmen aus. Ein ganz engagiertes Team - vom Landrat, über die Bürgermeister, Feuerwehr sowie Bürgerinnen und Bürger - habe es geschafft, dass keine gravierenden Hochwasserschäden entstanden seien: "Großartige Vorbereitung, frühzeitige Information, entschiedenes Handeln, vorsorgender Hochwasserschutz."
"Sie sind für mich hier ein positives Beispiel, wie man es richtig macht", sagte die Ministerin, die sich heute Abend mit den Umweltministern der Länder in Bad Dürkheim zur Umweltkonferenz trifft. Ein Thema auf der Konferenz werde sein, mehr Vorsorge vor solchen Katastrophen zu treffen: "Das heißt, gute Dämme, guter Katastrophenschutz und vorbeugender Hochwasserschutz, das heißt, mehr natürliche Flächen für das Hochwasser, wenn es denn kommt." Aber gute Vorsorge heiße eben auch Geld, ergänzte die Bundesumweltministerin.
Umweltministerin Walker: professionell auf Hochwasser vorbereitet
Die baden-württembergische Umweltminsterin Thekla Walker sagte, Täferrot und die anderen Gemeinden im Leintal hätten sich sehr professionell auf den Katastrophenfall vorbereitet. Alle hätten gut zusammengearbeitet und alle Szenarien im Blick gehabt. Die gute Hochwasser-Infrastruktur, wie etwa das Rückhaltebecken, habe dabei geholfen. Ebenso wie das gute Miteinander vor Ort, dass man Verantwortung übernehme und Entscheidungen treffe. "Deswegen war es auch gut, hier zu sein und mal zu schauen, wie's gut funktioniert hat - ich finde das auf jeden Fall sehr beeindruckend."
Walker: "Investitionen für Hochwasserschutz beständig hochgefahren"
Das Land habe die Investitionen in den Hochwasserschutz in den vergangenen Jahren beständig hochgefahren, sagte die Landesumweltministerin: von 25 Millionen Euro im Jahr 2011 bis 115 Millionen im Jahr 2023. Auf die Kritik, dass die Förderung für Hochwasserschutzmaßnahmen, wie dem Rückhaltebecken, von 90 auf 70 Prozent reduziert worden sei, sagte Walker: "Das war eine Voraussetzung, dass mehr Projekte realisiert werden können. Das heißt, die kommunale Seite musste etwas mehr auch dazu schießen."
Man müsse sich immer vor Augen halten, dass Hochwasserschutz auch Vermögenswerte schütze, ergänzte Walker. Investitionen würden sich lohnen, müssten aber eben für alle Beteiligten tragbar sein. Hochwasserschutz sei deshalb eine Gemeinschaftsaufgabe - von Bund, Ländern und Kommunen: "Nur gemeinsam kann man das schaffen."
Anschlusstermin in Rudersberg im Rems-Murr-Kreis
An den Vor-Ort-Termin in Täferrot, der stellvertretend für die vom Hochwasser betroffenen Kommunen an der Lein im Ostalbkreis stand, schloss sich ein Besuch der Ministerinnen in Rudersberg im benachbarten Rems-Murr-Kreis an: Dort informierten sich Lemke und Walker über die Lage in dem von starken Überflutungen betroffenen Ort. Nach Rudersberg geht es für beide Ministerinnen zur Umweltministerkonferenz in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz.