Museum spricht von Zweckentfremdung

Plakat des Museums Ulm wird für "Freitagsspaziergänge" missbraucht

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Ein Plakatmotiv des Museums Ulm wird dreist vereinnahmt: Es geht um die Ausstellung "Protest gestalten". Das Motiv wurde für die Freitagsdemos der "Spaziergänger" gekapert. Und keiner wills gewesen sein.

Das Originalplakat "Protest gestalten" wirbt für die aktuelle Ausstellung im Museum Ulm. Mit demselben Motiv wird derzeit aber auch für die sogenannten Freitagsspaziergänge geworben. Museumsleiterin Stefanie Dathe ist "empört".

Das Original des Museums und die illegale Abwandlung des Motivs, die für die "Freitagsspaziergänge" wirbt, sind zum Verwechseln ähnlich. "Protest gestalten!" heißt es auf dem Museumsplakat. Auf der Werbung für die "Spaziergänge" wird daraus: "Protest erleben!". Ansonsten bleibt eigentlich alles gleich - zentrales Motiv ist immer eine geballte Faust.

Museumsleiterin Stefanie Dathe hängt ein "echtes" Plakat ihrer Ausstellung zum Thema "Protest" auf.
Original und "Fälschung": Links das Plakat des Museums, der Entwurf daneben zeigt, wie dreist sich die Werbung für die Spaziergänge an das Original anlehnt.

Es gibt mehrere Varianten, mit denen der Entwurf für das Museumsplakat zweckentfremdet wird - eine Variante legt hinter die Faust die Farben der Deutschlandflagge. Wer hinter dem Missbrauch des Plakatentwurfs steckt, ist unklar. Aus den Reihen der "Spaziergänger" will es niemand gewesen sein.

Museumsleiterin, Stefanie Dathe ist "not amused": "Wir haben ganz bestimmt keine Kooperation mit den politischen Spaziergängern. Wir sind eine Kultureinrichtung, ein Ort der freien Meinungsäußerung, auch des kulturellen Diskurses - aber wir beziehen keinerlei politische Position." Man distanziere sich stark von "deren Engagement".

Museumsleiterin: "Missbrauch, den wir in keinster Weise gutheißen können"

Vor etwa vier Wochen sind die ersten Exemplare des Plakatmissbrauchs in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Seitdem wurden es immer mehr in Ulm und Neu-Ulm. Sie sind sogar im Briefkasten des Museums gelandet - versehen mit dem Hinweis: "Mit freundlicher Unterstützung des Museums Ulm." Stefanie Dathe: "Da waren wir ziemlich erstaunt und empört. Das ist ein Missbrauch, den wir in keinster Weise gutheißen können."

"Wir haben dabei explizit nochmal darauf hingewiesen, dass wir es nicht dulden, dass diese Plakate missbraucht werden."

Dathe ist auch irritiert wegen der Vorgeschichte. "Vor rund fünf Wochen bekam ich ein sehr nettes Schreiben und im Nachgang auch einen Anruf von einer Mitorganisatorin der Freitagsdemos. Sie fragte, ob sie unser großes Werbebanner an einer Brücke hier auf ihrer nächsten Freitagsdemonstration mitführen dürfe." Dathe lehnte ab. Mit dem Hinweis der Zweckentfremdung und Vortäuschung falscher Tatsachen. Die Frau habe das akzeptiert, erzählt Dathe - eigentlich...

Das Museum Ulm hat mit der Rechtsabteilung und dem Ordnungsamt der Stadt Ulm Gespräche geführt, um Schritte einzuleiten. Das Ordnungsamt wiederum führt regelmäßig sogenannte Kooperationsgespräche im Vorfeld angemeldeter Freitagsdemos. Damit alles friedlich abläuft. Auch kürzlich wieder. Ordnungsamtsleiter Rainer Türke: "Wir haben dabei explizit nochmal darauf hingewiesen, dass wir es nicht dulden, dass diese Plakate missbraucht werden."

Keiner will es gewesen sein

Wer die Plakate zweckentfremdet hat, wer sie drucken gelassen und öffentlich angebracht hat, ist noch nicht geklärt. Die Organisatoren der "Spaziergänge" hätten auf Nachfrage des Ordnungsamtes erklärt, mit den Plagiaten nichts zu tun zu haben, so Türke. Bei den Plakaten handelt es sich um einen Verstoß gegen das Bild- und Urheberrecht. Außerdem ist dem Museum ein Imageschaden entstanden, sagt Stefanie Dathe. Rainer Türke: "Sollten wir einen Verantwortlichen ermitteln, wird der natürlich verpflichtet, einen entsprechenden Kostenersatz zu leisten."

Museumsleiterin Stefanie Dathe berichtet, dass sich in den letzten Wochen vermehrt Menschen beim Museum erkundigt hätten, was die Einrichtung mit den Demos zu tun hat. Manche von ihnen sind so empört, dass sie mithelfen, die Fälschungen zu entfernen. Teilweise sind die Fälschungen im Übrigen einfach über genehmigte Plakate geklebt worden.

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SWR

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