Im Sommer hatte sich auf dem Sportplatz des SC Lehr in Ulm ein Loch aufgetan, ein riesiger Hohlraum, mindestens drei Meter tief. Zum Vorschein kam ein Teil der alten Ulmer Festungsanlage. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bundesfestung in Ulm auf diesem Gebiet um einen unterirdischen Vorposten, den Infanteriestützpunkt Spitzäcker, erweitert worden. Das Landesamt für Denkmalpflege führt die Anlage als eingetragenes archäologisches Kulturdenkmal und will den Bestand jetzt erfassen. Eine dauerhafte Offenlegung ist nicht nötig, dennoch muss der Verein den Spielbetrieb auf dem Platz erstmal pausieren.
Ungewollte Spielpause des SC Lehr: Gelände wird auf Kampfmittel untersucht
Wie lange die Fußballer des SC Lehr auf ihrem Hauptplatz nicht spielen können, ist noch unklar. Denn die Untersuchung der alten Bundesfestungs-Gebäude kann momentan noch nicht beginnen. Wie die Stadt Ulm diese Woche mitteilt, sollen zunächst mit Luftbildern Hinweise auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht werden.
Erst in fünf bis sechs Wochen könne eine Grabungsfirma die Reste des alten Infanteriestützpunktes freilegen. Solche Stützpunkte waren Anfang des vorigen Jahrhunderts rund um die Stadt errichtet worden, so auch im Ulmer Norden.
Der Infanteriestützpunkt Spitzäcker
Der Infanteriestützpunkt Spitzäcker ist zwischen 1908 und 1910 erbaut worden. Ein "betonierter Infanterieraum mit neun Kasematten für 360 Mann Besatzung", schreibt Matthias Burger in seinem Buch "Die Bundesfestung Ulm". 1914 wurde der Raum durch vier Wachträume und einen Untertreteraum vervollständigt. 1945 hatten dann die amerikanischen Streitkräfte die Eingänge zur Anlage gesprengt und das Gelände Anfang der 60er Jahre vollständig eingeebnet.
Ein Loch auf dem Sportplatz des SC Lehr ist nichts Neues, sagte Matthias Burger, auch Vorsitzender des Förderkreises Bundesfestung Ulm, dem SWR. Schon in den 90er Jahren habe es derartige Einstürze auf dem Gelände gegeben.
Den Stützpunkt gelte es in jedem Fall zu erhalten, so Burger. Dazu gebe es zwei Möglichkeiten: alles freizulegen und somit den Sportplatz zu zerstören. Oder einen Steigschacht für Forschungszwecke zu bauen, schlägt der Historiker vor. Auf dem Sportplatz könne dann trotzdem weitergespielt werden.
SC Lehr: Loch ist "bittere Angelegenheit"
Der Verein habe mit dem Wegfall des Sportplatzes 50 Prozent seiner Trainingskapazität verloren, sagte Vorsitzender Roland Müller dem SWR: "Wir befürchten, dass viele Monate ins Land ziehen, ehe ein belastbares Zeitfenster dargestellt werden kann. Die Ungewissheit ist speziell für unsere Fußballabteilung ein großes Problem."
Denn auch von der Stadt kommt die klare Ansage: "Der Sportplatz bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Bis das Spielfeld wieder bespielt werden kann, wird es bestimmt bis in die nächste Saison gehen." Müller nennt das knapp drei Meter tiefe Loch auf dem Hauptspielfeld eine "bittere Angelegenheit".