Projekt "Friedensglocken für Europa"

Warum die Glocke aus Beimerstetten nach Tschechien gebracht wird

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Autor/in
Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid

Nach 54 Jahren soll die Glocke der Martinskirche in Beimerstetten (Alb-Donau-Kreis) ausgetauscht werden. Sie ist Diebesgut der Nazis. Die neue Glocke wurde am Sonntag in einem Gottesdienst geweiht.

Rund 54 Jahre lang läutet die Glocke der Martinskirche schon in Beimerstetten im Alb-Donau-Kreis. Bald soll damit Schluss sein. Grund dafür ist die Herkunft der Glocke. Sie ist Diebesgut der Nationalsozialisten aus dem Zweiten Weltkrieg und stammt ursprünglich aus der tschechischen Gemeinde Doubrava u Orlové. Dorthin soll sie wieder zurück gebracht werden. Eine neue Kirchenglocke wurde am Sonntag geweiht.

Weihbischof Gerhard Schneider und Ministranten vor der neuen Kirchenglocke. Bei einem Gottesdienst in der St. Martin Kirche in Beimerstetten wurde die neue Glocke durch Weihbischof Gerhard Schneider gesegnet.
Bei einem Gottesdienst in der St. Martin Kirche in Beimerstetten (Alb-Donau-Kreis) wurde die neue Glocke durch Weihbischof Gerhard Schneider gesegnet.

Neue Glocke mit einer Friedensbotschaft

Auf der neuen Kirchenglocke sind neben dem heiligen Sankt Martin auch Friedenstauben zu sehen. Die Kosten für den Guss der neuen Glocke hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart übernommen. Mit dem Projekt "Friedensglocken für Europa" will die Diözese alle gestohlenen Glocken aus den ehemaligen besetzten deutschen Ostgebieten wieder zurück an ihren ursprünglichen Ort bringen.

"Die neue Glocke ist unglaublich wichtig, weil es einen neuen Aufbruch in die Gemeinde bringt und eine neue Sensibilität, was ein alltägliches Musikinstrument für einen ganzen Ort bedeuten kann."

Kirchenglocke der St. Martin Kirche in Beimerstetten. Neue Glocke mit Friedensbotschaft: Neben einem Abbild von St. Martin sind Friedenstauben auf der Glocke zu sehen.
Neue Glocke mit Friedensbotschaft: Neben einem Abbild von St. Martin sind Friedenstauben auf der Glocke zu sehen.

Kirchenglocken ursprünglich für Waffenproduktion gestohlen

Die Nationalsozialisten hatten während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Glocken gestohlen, um sie einzuschmelzen und Waffen daraus herzustellen. Nicht nur in Deutschland mussten Gemeinden ihre Glocken abgeben, auch in den besetzten Ostgebieten.

Nach dem Krieg wurden unbeschädigte Glocken zwar an ihre Heimatgemeinden zurück gegeben. Die Kirchenglocken aus den Ostgebieten wurden allerdings nicht zurückgebracht, sondern innerhalb Deutschlands verteilt. 67 Glocken kamen damals von einem Glockenfriedhof in Hamburg nach Baden-Württemberg. Sie wurden an Gemeinden mit neugebauten Kirchen wie die katholische Martinskirche in Beimerstetten weitergegeben.

Der Austausch der Kirchenglocken soll in den kommenden Wochen stattfinden. Im September soll die alte Glocke nach Tschechien zurückgebracht werden.

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