"Bestellung wie jeden Tag", sagt Gunther Vogelgsang zu Annette Hafner durch die geöffnete Tür des Imbisswagens. "Läuft", antwortet die Frau im rosa Pulli. Sie kennt ihren Stammkunden seit vier Jahren. Jeden Tag holt er sich mittags eine rote Wurst mit Pommes.
"Heute früh war ich auch schon da. Morgens um 9:30 Uhr gibt’s eine Rote im Semmel", erzählt Vogelgsang. Für ihn ist der Imbisswagen der Wurstbraterei Hafner seine Betriebskantine. Fürs Mittagessen muss er nur knappe 50 Meter über den Hof laufen. Nur eines wäre ihm noch lieber, wenn es hier Linsen mit Spätzle gäbe, erzählt er.
Die Wurstbraterei Hafner hat von Montag bis Freitag geöffnet, fast jede Woche im Jahr. Nur zwei Wochen schließen die Betreiber Peter und Annette Hafner, um Urlaub zu machen. Sonst sind die beiden immer da. So wie ihre Kundinnen und Kunden. An die 200 Hungrige versorgen sie jeden Tag mit Würstchen, Schnitzel oder Pommes. Manche kommen täglich, viele mehrmals die Woche, aber alle kommen sie regelmäßig. Es gibt nicht viele Alternativen im Donautal - und es schmeckt gut in der Wurstbraterei.
Die Bauernschnitte: Panierter Leberkäse mit Käsefüllung
Für einen Imbiss hat die Wurstbude eine große Karte, mit täglich wechselndem Tagesgericht und einer Spezialität, der Bauernschnitte: Panierter Leberkäse mit Käsefüllung. Da die Kunden regelmäßig kommen, achtet Peter Hafner auf die Qualität seiner Speisen. "Es kommt nichts vom Großmarkt. Wir haben drei Metzger hier aus der Region. Die Ware muss einfach passen, wenn du hier jeden Tag stehst und eigentlich immer die gleichen Kunden hast, dann musst du eine gute Ware haben, sonst kommen die ein-, zweimal, aber sonst nicht mehr."
Peter und Annette begrüßen ihre Gäste mit Vornamen, man ist per Du. "Nicht jeden, aber ich sag mal, 80 Prozent kenne ich mit Namen. Die anderen kenne ich nicht mit Namen, aber die kenne ich dann vom Sehen", erzählt Peter Hafner. Vor acht Jahren hat er den Imbiss von seinem Vater Siegfried übernommen. Der hatte 1969 im Donautal mit Currywurst und Pommes angefangen. Currywurst und Pommes, das gibt es auch heute noch, die Portion für 5,50 Euro.
Preis und Leistung müssen an der Imbissbude stimmen
Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, herzlich, deswegen kommt auch Angelika Çakar-Jacobi mehrmals die Woche. Auf eine Bauernschnitte, Käsewurst oder Pommes. "Die Menschen, die hinter der Theke stehen, aber auch die, die anstehen. Das macht das hier so besonders. Das erste Mal, wo ich hier war, war ich so überrascht, weil Peter wirklich 80 Prozent der Jungs und der Mädels, die hier anstehen, mit Namen gekannt hat und auch wusste was die essen. Das ist schon einzigartig."
Vor der Imbissbude steht ein Pavillion. Darin in einer Ecke Trockenblumen, auf den Tischen kleine Schüsseln mit Kaubonbons. An der hinteren Wand hängen Bilder vom Vater und den früheren Imbisswägen. Viele Kunden kamen schon zum Vater. Da hat Peter selbst noch wenige hundert Meter entfernt als Sonnenschutzmechatroniker gearbeitet.
Familientradition: Imbissbude seit 55 Jahren im Donautal
"Das Schönste ist, hier kommen Kunden, die schon als kleines Kind zu meinem Vater zum Essen gekommen sind. Die kommen jetzt zu mir her, mit ihren Kindern und essen hier auch. Sowas finde ich toll." Peter Hafner mag seine Kunden, und sie mögen ihn - und seine Currywurst.
Es herrscht eine vertrauensvolle Atmosphäre. Jeder wirft selbst sein Geld in die Kasse. Als "Kasse" fungiert ein gelber Farbeimer mit Schlitz im Deckel und daneben ein Silberteller mit Kleingeld. Die Kasse stimmt am Abend trotzdem. Peter Hafner weiß aus Erfahrung: "Die Leute sind wirklich sehr, sehr ehrlich." Vor Kurzem hat er eine Nachricht bekommen, der Kunde habe vergessen zu zahlen, ob er das am nächsten Tag nachholen kann? Aber natürlich, kein Problem. Man kennt sich eben.