Verdacht auf Schwarzarbeit bei manchen Barbieren im Ulmer Raum

Friseurmeisterin: Ich bekam "unseriöse Angebote" von Barbershops

Stand
Autor/in
Anita Schlesak
Anita Schlesak

Manche Barbershops sind im Visier von Zoll und Handwerkskammer. Wegen Schwarzarbeit wird ermittelt. Eine Friseurmeisterin aus dem Ulmer Raum berichtet von zweifelhaften Methoden.

Zoll und Handwerkskammer Ulm wollen bis Ende September verstärkt Barbershops kontrollieren. Wegen Schwarzarbeit wird bereits in Einzelfällen ermittelt, so ein Sprecher des Hauptzollamts. Es gebe schwarze Schafe in der Branche, bestätigt auch die Friseurinnung. Eine Friseurmeisterin aus der Region berichtet anonym von offenbar zweifelhaften Methoden.

Viele Angebote für Scheinbeschäftigungen

"Das ist echt der Hammer", sagt Friseurmeisterin Agnes Schmidt aus dem Ulmer Raum, die mehrere "unseriöse Angebote" von Barbershops bekommen hat. Da sie sicherheitshalber anonym bleiben möchte, nennt sie einen erfundenen Namen. Inhaber hätten sie mehrfach als Meisterin kontaktiert, um ihr eine Scheinbeschäftigung anzubieten.

In einem Fall hat ein Barbershop pro forma sogar eine konkrete Gehaltszahlung in Aussicht gestellt, ohne dass sie tatsächlich Haare schneiden sollte. Allerdings hätte sie mehr als die Hälfte in bar zurückzahlen sollen, berichtet die Friseurin. "Das ärgert mich, dass manche Schlupflöcher nutzen", so Schmidt.

Die Handwerkskammer Ulm weiß, dass viele Friseurinnen und Friseure direkt nach der Meisterschule solche Angebote bekommen. Hintergrund ist das sogenannte Betriebsleitermodell, wonach Friseursalons eine Meisterin oder einen Meister beschäftigen müssen, um Haarschnitte anbieten zu können. Das gilt auch für die meisten Barbershops, weil sie längst nicht nur Bärte stutzen, sondern auch Haare schneiden oder färben, so eine Sprecherin der Handwerkskammer Ulm.

Ulmer Zoll: Auffälligkeiten bei Barbershops sind uns bekannt

Bis Ende September wolle man nun Barbershops verstärkt unter die Lupe nehmen, um mögliche Fälle von Schwarzarbeit aufzudecken, bestätigte ein Sprecher des Ulmer Zolls gegenüber dem SWR. Das ginge allerdings nur "stichprobenartig".

Wenn die Ermittler Beweise finden, drohen Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit sowie Geldbußen. Im Oktober plant das Hauptzollamt zusammen mit der Handwerkskammer Ulm einen runden Tisch zum Thema Schwarzarbeit, um Bilanz zu ziehen.

Rasierpinsel und -messe für die Bartpflege - im Ulmer Raum bieten Barbershops auch Haarschnitte an
Viele Barbershops stutzen nicht nur Bärte, sondern schneiden auch Haare - manche im Ulmer Raum werden der Schwarzarbeit verdächtigt

Friseurinnung Ulm: Meister sind oft pro forma und nie vor Ort

"Aus verschiedenen Quellen kommt uns zu Ohren, dass Barbershops einen Betriebsleiter haben, der nie da ist", bestätigt Oliver Ditz, Obermeister der Ulmer Friseurinnung. Die Innung vertritt in Ulm und im Alb-Donau-Kreis rund 70 Friseurbetriebe. Das sei ein neueres Phänomen in der Branche. Man könne aber nicht alle über einen Kamm scheren. "Wir wollen uns da auch nicht auseinanderdividieren lassen", betont Thomas Jung, Geschäftsführer der Innung.

Mit zehn Euro pro Haarschnitt kann man keinen Salon betreiben.

Unseriöse Läden würden in der Branche "wie Giftpilze aus dem Boden schießen", so der Eindruck von Agnes Schmidt. Das ärgert die Friseurmeisterin, "weil ich genau weiß, wie hart der Weg ist: drei Jahre Ausbildung und Tausende Euro für den Meistertitel". Dagegen würden Barbershops eine Art "Freibrief für Schein-Friseursalons" bekommen. Manche ihrer Kollegen würden schon das Handtuch werfen, weil sie mit den Dumpingpreisen mancher Barbershops nicht mehr konkurrieren wollten. "Mit zehn bis 15 Euro pro Haarschnitt kann man keinen Salon betreiben", erklärt sie. Jedenfalls nicht regulär.

Mehr über Barbershops und Friseursalons

Ulm

Bei Verdacht der Schwarzarbeit Mehr Kontrolle: Barbershops im Visier der Handwerkskammer Ulm

Die Handwerkskammer Ulm will gegen Schwarzarbeit in Barber-Shops vorgehen. Manche Shops würden Haarschnitte anbieten, obwohl sie das nicht dürften. Die Kammer macht Kontrollanrufe.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Fachleute sprechen von einer Epidemie Hautpilz über Barbershops verbreitet: Was Dumpingpreise damit zu tun haben

Dermatologen sprechen teilweise von einer Epidemie: In Baden-Württemberg sind die Hautpilz-Fälle nach Friseurterminen extrem angestiegen.

Hochansteckender Pilz verbreitet sich Hautpilz durch Barbershops: Das sagt ein Betreiber dazu

Dermatologen sprechen teilweise von einer Epidemie. Denn in Baden-Württemberg sind die Hautpilz-Fälle nach Friseurterminen extrem angestiegen. Auch Adrian Eitel war betroffen.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR BW

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.