Eskortiert von der Polizei sind am Sonntagnachmittag mehr als 50 Radler durch die Innenstädte von Ulm und Neu-Ulm. Der Fahrradclub ADFC Ulm/Alb-Donau und Neu-Ulm hatte zu einer Gedenkfahrt für den bei einem Unfall verstorbenen Radfahrer-Aktivisten Andreas Mandalka, alias Natenom, aufgerufen.
Radler-Demo in Ulm mit weißem Kittel und schwarzem Kreuz
Gegen 14:30 Uhr versammelten sich auf dem Ulmer Münsterplatz Radfahrer und Radfahrerinnen mit weißem Kittel oder T-Shirt, die auf dem Rücken ein schwarzes Kreuz zeigten. Norbert Schulz vom Vorstand des ADFC-Kreisverbands verwies in einer kurzen Rede auf die Forderungen, für die sich der bundesweit bekannte Radfahrer und Blogger "Natenom" einsetzte: für eine sichere Radverkehrsinfrastruktur und sichere Überholabstände. Der 43-jährige Aktivist war Ende Januar bei einem Unfall bei Neuhausen (Enzkreis) mit seinem Fahrrad von einem Auto erfasst und getötet worden.
Schulz: Jeder dritte Unfall in Ulm ist ein Fahrrad-Unfall
Laut ADFC ist jeder dritte Unfall in Ulm ein Fahrradunfall. Von 2016 bis 2022 wurden demnach 787 Unfälle mit Radfahrern registriert; an den meisten waren Autofahrer beteiligt. Zudem gibt es in Ulm einen hohen Anteil von gemeinsamen Geh- und Radwegen, was zu Konflikten führt und Fußgänger gefährdet. Kritisch sind auch die Radspuren auf Straßen. Oft werde der Mindestabstand von 1,5 Meter beim Überholen von Radfahrern durch Autofahrer nicht eingehalten, sagte die ADFC-Kreisvorsitzende Katrin Voß-Lubert dem SWR.
Radfahrer fordern baulich getrennte Radwege
Auf der Demo forderten die Radler baulich getrennte Radwege, getrennt vom Auto-, aber auch vom Fußgängerverkehr. An Stellen, wo dies nicht möglich sei, zum Beispiel in der Söflinger Straße oder im Mähringerweg, müsse stärker auf den Mindestüberholabstand hingewiesen werden. Auch verstärkte Kontrollen seien nötig. An Kreuzungen müsse die Verkehrsführung sicherer gestaltet werden, so dass Autofahrer und Radler nicht in Konflikt geraten.
Gegenüber dem SWR räumt Norbert Schulz vom ADFC-Kreisverband auch ein, dass sich auch Radler oft nicht an Verkehrsregeln halten. Dies habe er selbst schon beobachtet.
Gedenkfahrten auch in Pforzheim und Offenburg
Gedenkfahrten wie in Ulm und Neu-Ulm gab es am Sonntag auch in Pforzheim und in Offenburg. Sie sollten ebenso auf alle auf deutschen Straßen verletzten und getöteten Fußgänger und Radfahrenden aufmerksam machen.