Seit August 2024 hat das "Hirschle" in Seebronn wieder geöffnet. Lange Zeit war es eine typische Dorfkneipe, auf schwäbisch eine "Boiz". Doch Giancarla De Razza, ihr Sohn Salvatore und ihr Lebensgefährte Antonio Luceri haben daraus ein Event-Lokal gemacht - mitten in Seebronn.
Vinyl hat eine Seele
Der Plattenspieler steht zentral auf der Hirschle-Bühne. Antonio Luceri und sein Kumpel sind die DJs. Die LPs werden vorsichtig auf den Plattenteller gelegt. Antonio schwingt den Tonarm auf die Platte und aus den Boxen erklingt analoge Musik. Deutlich zu hören ist das Knacksen der Kratzer auf der Schallplatte. Es klingt nicht so klinisch rein und sauber, wie digitale Musik.
Jeden Freitag dreht sich im "Hirschle" der Plattenteller - beim sogenannten Vinyl-Abend. Für Antonio war klar: Das "Diff Radio Café Hirschle" soll ein Ort sein, an dem sich vieles um das Thema Musik dreht. Er ist zwar gelernter Feinmechaniker, seine Passion ist aber eindeutig die Musik. Antonio hat seine eigene Radioshow, in der er zusammen mit Giancarla den Menschen italienische Lieder vorstellt, außerdem spielte er in diversen Bands. Jetzt kommt das "Hirschle" dazu.
Menschen bringen ihre Lieblings-Platte mit
Das Lokal besitzt schon einen ordentlichen Grundstock an Langspielplatten. Zum Beispiel das rote und blaue Best-of-Album der Beatles oder "Dark side of the moon" von Pink Floyd. Aber so richtig interessant wird es erst, wenn die Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Schallplatten mitbringen. Jeden Freitag sind Überraschungen garantiert.
So wie heute: Die zwei Freundinnen Annarita Bianco und Diana Wissmann bringen Platten von Michael Jackson und die "Saturday Night Fever" von den Bee Gees mit. Gleich beim ersten Titel "Stayin' Alive" verwandelt sich das Hirschle in eine Discothek der 1970er Jahre, wie damals als tatsächlich die Songs von der Schallplatte abgespielt wurden.
Vinyl-Platte vermittelt Nostalgie
Während Giancarla Limoncello-Sprizz zubereitet und Sohn Salvatore Bier zapft, füllt sich das "Diff Radio Café Hirschle" zusehends. Nicht nur Seebronner sind da, sondern auch Menschen aus Rottenburg und Tübingen. Zum einen ist es natürlich Neugier darauf, welche Musik man zu hören bekommt.
Zum anderen ist es der nostalgische Charme, den eine Vinyl-Platte versprüht. „Für mich klingt es einfach alt, vor allem, wenn es knackst. Da entsteht irgendwie eine ganz andere Verbindung zur Musik“, sagt ein Gast. Oder es ist einfach die Chance mal wieder etwas zu hören, "weil man keinen Plattenspieler mehr zu Hause hat.“