Rund 70 Prozent der Wärmeversorgung für das geplante Neubaugebiet "Killberg IV" in Hechingen sollen aus Solarthermie kommen, den überwiegenden Rest liefert dann die Geothermie. Diese Wärmestrategie ist laut Stadtverwaltung neuartig in Deutschland in der Kombination aus Solarthermie, Warmwasserbecken und Geothermie. Sie ermögliche es künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern, ihre Häuser und Wohnungen nahezu ohne CO2-Ausstoß zu beheizen. Das sei ein wichtiger Schritt für die Stadtentwicklung, so Bürgermeister Philipp Hahn (CDU), und leiste einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzkonzept der Stadt: Hechingen will bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden.
Eine Kombination aus Solar- und Geothermie
Die Kombination aus Solar- und Geothermie ist laut Stadtverwaltung eine Methode, die es so in Deutschland nicht gibt. Das Nahwärmenetz soll so aussehen: Solarthermie-Kollektoren wärmen das Wasser in den warmen Monaten durch Sonnenstrahlen auf. Das warme Wasser wird in einem großen Tank mit einem Volumen von rund 18.000 Kubikmetern gesammelt und kann die Wärme für die Versorgung im Winter speichern. Mit dieser Methode könnten 70 Prozent der Wärmeversorgung im Wohngebiet abgedeckt werden, so die Stadt Hechingen.
Weitere 25 Prozent des Energiebedarfs liefert die Geothermie, also Erdwärme. Diese kommt aus 172 Meter tiefen Bohrlöchern und wird über Sonden nach oben befördert und dann in der Heizzentrale über Wärmepumpen in die einzelnen Haushalte verteilt. Die restlichen fünf Prozent des Energiebedarfs liefert ein Gaskessel. Dieser soll aber nur als Rückhalt dienen, falls Solar- und Geothermie einmal ausfallen sollten. Im Moment laufen in dem Baugebiet Geothermiebohrungen - 30 von 40 Sonden sind schon einbetoniert - und das Wasserbecken wird errichtet.
Laut einem Sprecher der Stadt kostet das Nahwärmenetz rund 17,5 Millionen Euro. Daran beteiligt sich der Bund mit 7,5 Millionen Euro.
2025 sollen im Killberg IV die ersten Menschen wohnen
Noch bestimmen Bagger das Bild, ab nächstem Jahr sollen auf der Fläche dann aber die ersten Häuser stehen. Bis zu 2.000 Menschen sollen künftig im Hechinger Wohngebiet "Killberg IV" leben. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen ihr Haus oder ihre Wohnung dann mit Geo- und Solarenergie heizen. Eine andere Heizart ist nicht möglich. Ab September stehen die ersten Grundstücke zum Verkauf.
Geothermie wird kritisch gesehen
Geothermie ist eine umstrittene Energiequelle. Prominent in der Debatte um Erdwärme ist vor allem die Stadt Staufen im Breisgau: Vor fünfzehn Jahren wurde dort gebohrt, bis heute sorgen die Bohrungen für Risse und Schäden an den Gebäuden. Das könne in Hechingen nicht passieren, sagt der Leiter der Hechinger Stadtwerke, Markus Friesenbichler. Durch vorausgegangene Probebohrungen wisse man, wie tief man in Hechingen bohren könne, damit nichts passiere. Deshalb habe man die Tiefe von den ursprünglich geplanten 182 Metern auf 172 Meter korrigiert.