Zwischen 1 und 5 Uhr morgens ist ein Großteil der Straßenbeleuchtung in Tübingen gerade ausgeschaltet, zumindest in den Nächten von Sonntag bis Donnerstag. Die Stadt Tübingen möchte damit Energie sparen. Doch viele Menschen beschweren sich in den sozialen Medien und in Leserbriefen über die Entscheidung der Stadt.
Licht aus in Tübingen: Spart man damit so viel Energie?
Viele fragen sich, wie viel Energie mit so einer Aktion wirklich gespart werden kann. Laut Boris Palmer kann der Stromverbrauch durch die Stadtverwaltung um etwa zehn Prozent gesenkt werden, wie der Oberbürgermeister in einem offenen Brief schreibt. Bürgermeisterin Daniela Harsch hingegen erklärt, dass es rund fünf Prozent sind, die die Stadtverwaltung einspart. Die Stadtwerke Tübingen rechnen vor, dass der Jahresverbrauch der Straßenbeleuchtung mit den Abschaltzeiten um 25 Prozent reduziert werden kann.
Die Stadtwerke könnten jedoch erst nach Ablesung aller Zählerstände exakt berichten, wie viel Strom man damit sparen könne. Einigkeit besteht aber darüber: Die Abschaltung trägt zum Energiesparen bei.
Dunkelheit macht Frauen Angst
Einige Tübingerinnen und Tübinger, die zwischen 1 und 5 Uhr nachts zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit sind, beklagen sich. Ob Bäckerinnen, Zusteller oder Schichtarbeiterinnen - sie sind in der dunklen Zeit unterwegs. Viele von ihnen, vor allem Frauen, haben Angst. Gerade in Wohngebieten, in denen es wenig beleuchtete Schaufenster gibt, ist es stockdunkel, wenn die Laternen aus sind. Eine Schichtarbeiterin zum Beispiel könne nicht nachvollziehen, wieso für das "Partyvolk" die Lichter angemacht werden, während die arbeitenden Leute im Dunkeln tappen müssen. Auch wenn sie es natürlich verstehen könne, dass die Stadt Energie sparen muss.
Das Ziel von Boris Palmer
Bürgermeisterin Daniela Harsch nimmt die Sorgen der Menschen ernst. Im SWR-Interview betonte sie, dass sie die Abschaltungen beenden würde, wenn nachweislich die Kriminalität steigen sollte. Die Stadtverwaltung sei dazu im Austausch mit der Polizei und dem Ordnungsamt.
Im offenen Brief erklärt Boris Palmer seinen langfristigen Plan: Er möchte in ganz Tübingen das "Licht nach Bedarf" einführen, wie es auch schon in Tübingen-Hirschau läuft. Das sind Laternen, die reduziert leuchten und mithilfe von Bewegungsmeldern nach Bedarf heller werden. Er wolle dem Gemeinderat vorschlagen, im nächsten Jahr zwei Millionen Euro dafür einzuplanen.