Es war ein steiniger Weg ins Mittelalter für die Beteiligten. Vor zehn Jahren wurde die mittelalterliche Klosterbaustelle Campus Galli in einem Waldstück bei Meßkirch eröffnet. Damals mussten Waldflächen gerodet, Wege angelegt und die ersten Handwerkerhütten provisorisch gebaut werden.
25 Handwerker waren mit dabei, als es 2013 los ging. Sie mussten damals viel improvisieren. Und selbst lernen, wie man nur mit Werkzeug aus dem frühen Mittelalter arbeitet. Viel hat sich in den vergangenen zehn Jahren getan. Gerodete Flächen wurden bebaut. Etwa das Waldstück, wo heute die kleine Holzkirche steht. Hier war lange Zeit eine Wiese mit einfachem Holzkreuz zu sehen.
Jetzt, nach zehn Jahren, stehen schon einige Gebäude, etwa die große Klosterscheune, mehrere Handwerkerhütten und Ställe. Und auch am ersten Steinhaus, dem Nebengebäude des Abtshofes, wird fleißig gearbeitet. Im Moment wird ein weiteres Holzgerüst aufgestellt. Der hintere Teil des Gebäudes, die Badstube, ist bereits fertig.
Vom Waldstück zur Klosteranlage
Campus-Geschäftsführer Hannes Napierala muss heute noch schmunzeln, wenn er an sein erstes Mal auf dem Gelände denkt. Damals glich der Gang übers Gelände noch einem Waldspaziergang. Hier und da standen provisorische, kleine Handwerkerhütten. Mittlerweile hat sich das Gelände stark verändert. Viele Gebäude sind dazugekommen. Überall wird gearbeitet. Schindeln werden gehauen, Baumstämme gesägt und Steinblöcke in die richtige Form geklopft.
Eine "verrückte" Idee ist es immer noch
Nahe der kleinen Holzkirche baut Zimmermann Michael gerade mit einer Gruppe Zimmergesellen aus Koblenz einen Hühnerstall. Michael ist von Anfang an auf dem Campus Galli mit dabei. Früher hat der 46-Jährige in einer Schreinerei gearbeitet. Dann wurde er auf den Campus Galli aufmerksam und neugierig. " Es war, ist es ja heute noch, eine verrückte Idee und es hat schon etwas gebraucht um die Entscheidung zu treffen", meint er schmunzelnd und zupft sich an seinem schwarzen Kinnbart. Bereut hat er es bis heute nicht. Auch wenn es für ihn am Anfang eine große Umstellung war, dass die Besucher ihm auf die Finger schauen und bei der Arbeit beobachten.
Steiniger Weg ins frühe Mittelalter
Am Anfang wurden die Mitarbeiter auf dem Campus Galli noch belächelt, als Mittelalterspinner verspottet. Jetzt melden sich auch schon einmal Wissenschaftler bei dem Team, fragen nach Handwerkstechniken und Erfahrungen beim Bau der Gebäude. Was Campus Geschäftsführer Hannes Napierala immer wieder plagt sind die Geldsorgen. Das Klosterbauprojekt finanziert sich hauptsächlich aus den Eintrittsgeldern. Es gibt einen Trägerverein und immer wieder private Spender und Sponsoren. Zusätzlich bekommt das Freilichtmuseum Unterstützung von der Stadt Meßkirch. Erst im vergangenen Jahr war der Campus wegen Pandemie und rückgängigen Besucherzahlen in finanzielle Schieflage geraten. Der Sigmaringer Kreistag gab daraufhin eine Zusage für jährlich 75.000 Euro.
Großes Jubiläumsfest am Sonntag
Jetzt läuft die Saison aber hervorragend, freut sich Campus Galli Geschäftsführer Hannes Napierala. Man sei bei den Besucherzahlen fast schon wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Auch am Jubiläumstag am Sonntag hofft man auf viele neugierige Besucher. Zum zehnjährigen bestehen wird einiges geboten. An vielen Handwerkerhütten können die großen und kleinen Besucher selbst mithelfen. Etwa beim Steinmetz, bei der Weberei oder beim Schindelmacher. Außerdem sind viele Museen vor Ort und zeigen,was es in der Region zu entdecken gibt. Besonderes Highlight sind die Mittelalterkonzerte in der kleinen Holzkirche. Das Ensemble "Ordo Virtutum“ stellt Kirchenmusik des frühen Mittelalters vor.