Was macht einen guten Kaffee aus? Na klar, der Geschmack. Und: schöne Tassen, zum Beispiel aus Keramik. Die sind vielen fürs Ambiente wichtig. Weil die Tassen aber so beliebt sind, werden sie oft geklaut. Für Tübinger Café-Betreiber ist das ein Problem.
100 Tassen im Monat fehlen einem Café in Tübingen
Das SUEDHANG in der Tübinger Innenstadt ist Café und Rösterei in einem. Wer sich dort einen Kaffee holt, kann ihn auch mitnehmen, und sich damit zum Beispiel an eine Kirche in der Nähe setzen.
Vor kurzem hat Martin Lai, einer der Inhaber, ein Video auf der Social-Media-Plattform Instagram gepostet. Dort beschwert er sich darüber, dass viele Tassen nicht zurückkommen. Ihm sei einfach der Kragen geplatzt, erzählt er. Denn: Pro Monat fehlen dem SUEDHANG ungefähr 100 Stück davon.
Betreiber zählen Tassen seit zwei Jahren
Am Anfang hätten Sie den Fehler gemacht und ihr Tassen-Inventar nicht klar dokumentiert, so Lai. Ihm fiel der Verschleiß aber bereits auf. Vor knapp zwei Jahren begannen sie dann zu zählen, wie viele Tassen denn monatlich fehlen. Heute rechnet Lai mit jeden Monat mit einem Verlust von 1000 Euro, allein durch die geklauten Tassen. "Damit könnte man zwei Mini-Jobber einstellen".
Gerade zu Semesterbeginn fehlen laut Lai mehr Tassen als sonst. Es gebe auch Wochenenden, da kommen bis zu 40 nicht zurück. "Ich kann mir vorstellen, dass viele, die eine Tasse mitnehmen, nicht wissen, was man damit anrichtet", sagt er. Ihm ist das Problem auch von anderen Gastronomen bekannt.
Geklaute Tassen in Tübingen: Ist Pfand eine Lösung?
Die SUEDHANG-Tassen werden gleich um die Ecke bei der Ammerkeramik produziert. Darauf wolle man nicht verzichten, bemerkt Lai. Für ihn gehört eine hochwertige Tasse einfach zum Kaffee dazu. Dass man Pfand für die Keramiktasse zahlt, hält er nicht für sinnvoll. Er befürchtet, dass dann noch mehr Leute die Tassen behalten. Auch eine Lösung mit RECUP-Bechern hätte in seinem Café bisher nicht gut funktioniert.
Altes Waschhaus: Neben Tassen verschwinden auch Teller und Besteck
Ob teuer oder billig, Tasse oder kleines Tablett: Alles, was in die Tasche passt, wird eingesteckt, so die Erfahrung von Svenja Fürbringer-Raschke vom Museumscafé Altes Waschhaus. Vergangenes Jahr im September hat das Café eröffnet - knapp ein halbes Jahr später fehlte schon die Hälfte vom Geschirr.
"Das ist für uns finanziell einfach nicht zu stemmen", erzählt Fürbringer-Raschke. Auch ihre Tassen werden hochwertig produziert, einfach so nachkaufen gehe bei dem Preis nicht. Deswegen haben sie auf eine RECUP-Lösung umgestellt.
RECUP-Becher statt Tassen: Im Waschhaus eine Lösung
Außerhalb des Cafés, wie auf der Neckarmauer oder im Garten, werden nur noch RECUP-Becher ausgegeben. Bei ihnen funktioniert das System: Die To-Go-Pfandbecher aus Plastik werden zurückgebracht. Auch wenn sich die Kunden erstmal daran gewöhnen mussten.
DEHOGA-Vorsitzender: Werbung auf den Tassen als Lösung?
Herbert Rösch, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), ist das Problem ebenfalls bekannt. Er ist Wirt des Tübinger Restaurants Mauganeschtle und des Hotels am Schloss. Bei ihnen verschwinde regelmäßig Geschirr, sagt Rösch, aber auch andere Produkte wie Handtücher oder Bademäntel. Auch ein Fernseher oder Teppiche seien schon gestohlen worden.
Wie man solche Diebstähle verhindern könnte, das weiß Rösch nicht. Aber: Er rät dazu, den Schwund zumindest in die Betriebskosten einzurechnen. Außerdem könne man Produkte zumindest mit dem Logo des Ladens versehen: "Dann macht man wenigstens noch Werbung, wenn die Tassen geklaut im Regal stehen."
Geklaute Tassen können anonym zurückgebracht werden
Martin Lai vom Café SUEDHANG und Svenja Fürbringer-Raschke vom Alten Waschhaus wünschen sich, dass die geklauten Tassen wieder zurückkommen. Das falle übrigens gar nicht auf - man könne sie einfach in die Box vor den Cafés stellen, die extra für gebrauchte Tassen da sind.