Ideen, Pläne, Finanzierung für mehr Mobilität im ländlichen Raum

Der lange Weg zur Realisierung der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb

Stand

Vor über 20 Jahren hatte eine Initiative die Idee für eine Regional-Stadtbahn. Derzeit wird der erste Streckenteil gebaut, die Tübinger Innenstadtstrecke kommt aber nicht.

Was will die Regional-Stadtbahn?

Mit der Regional-Stadtbahn könnten Fahrgäste mit modernen Stadtbahnfahrzeugen in der Region Neckar-Alb den ÖPNV nutzen. Weitgehend umsteigefrei könnte man vom Umland bis in die Reutlinger und Tübinger Innenstädte fahren. Ein 30-Minuten-Takt wäre überall garantiert. Dort, wo sich mehrere Linien streckenmäßig überlagern und parallel verlaufen, kann sich auch ein 15-Minuten-Takt ergeben.

Wer will die Regional-Stadtbahn?

Partner des Regional-Stadtbahn-Projekts sind die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb, die Städte Reutlingen und Tübingen sowie der Regionalverband Neckar-Alb.

Wo fährt die Regional-Stadtbahn?

Die Regional-Stadtbahn soll auf einem rund 207 Kilometer langen Streckennetz fahren. Viele Gleise sind bereits vorhanden: zum Beispiel die Ermstalbahn (Metzingen – Bad Urach), die Ammertalbahn (Tübingen – Herrenberg), die Zollernalbbahn (Tübingen – Albstadt) und die Neckar-Alb-Bahn (Plochingen – Horb).

Wo sind Neubauten geplant?

Etwa 40 Kilometer müssen neu gebaut und rund 170 Kilometer elektrifiziert werden. Die neuen Strecken führen durch die Reutlinger Innenstadt nach Gomaringen und auf die Alb nach Kleinengstingen, über Hechingen nach Rottweil und nach Albstadt-Onstmettingen (Talgangbahn). Nach dem Bürgerentscheid am 26. September 2021 in Tübingen wird die Innenstadtstrecke vom Hauptbahnhof zu den Kliniken nicht gebaut. Gut 57 Prozent hatten sich dagegen entschieden.

Warum gib es drei Teilnetze?

Weil das gesamte Netz aus Kostengründen nicht auf einmal gebaut werden kann, wurden drei Teilnetze gebildet. Sie sollen nacheinander verwirklicht werden.

  • Teilnetz 1: Stadtgebiet Reutlingen, Pfullingen, Tübingen, Neckar-Alb-Bahn und Ammertalbahn, Ermstalbahn sowie der Albaufstieg
  •    Teilnetz 2: Zollernalb-Bahn und Talgang-Bahn
  •   Teilnetz 3: Gomaringer Spange (Querverbindung Reutlingen - Dußlingen)

Die Standardisierte Bewertung als Voraussetzung

Die Standardisierte Bewertung war eigentlich abgeschlossen und damit die Wirtschaftlichkeit und grundsätzliche Förderfähigkeit des Gesamtprojekts nachgewiesen. Nach dem Bürgerentscheid gegen die Tübinger Innenstadtstrecke musste allerdings neu gerechnet werden. Ergebnis: Das Projekt ist weiterhin förderfähig.

Was kostet die Regionalstadtbahn?

Inzwischen geht man von über zwei Milliarden Euro Investitionskosten - Planung inklusive - aus. Bund (60) und Land (20) haben zugesagt, sich an der Finanzierung des Projekts mit über 80 Prozent zu beteiligen.


Wie startet die Regionalstadtbahn?

Die Region ist auf die Zuschüsse von Land und Bund angewiesen. Deswegen können als Projektstart nur vorhandene Strecken des Teilnetzes 1 ausgebaut werden. Das sogenannte  Modul 1 umfasst den stadtbahngerechten Ausbau mit Elektrifizierung der Ammertal- und Ermstalbahn sowie neue Haltepunkte auf der Neckar-Alb-Bahn. Zum Fahrplanwechsel am 11.12.2022 sollen die beiden Strecken in Betrieb gehen.

Bagger bei Gleisarbeiten auf den Gleisen der Ammertalbahn.
Gleisarbeiten an der Ammertalbahn

Problematische Finanzierung

Bis zum Herbst 2015 war die Finanzierung unklar, weil es noch keine vollständige Finanzierungsgarantie der Landesregierung gab, falls Bundeszuschüsse ausfallen. Ende September hatte sich der Bund allerdings überraschend auf weitere Regionalisierungsmittel für den Bahnverkehr geeinigt. Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, das 2019 ausgelaufen war, wurde um 15 Jahre verlängert. Das Land hat inzwischen seinen 20-prozentigen Zuschuss zugesagt. Die Zusage des Bundes erfolgte, nachdem das neue Verkehrsfinanzierungsgesetz verabschiedet wurde. Die dazu nötige Grundgesetzänderung hatte der Bundestag im Juni 2017 beschlossen.

Betrieb der Regional-Stadtbahn ist machbar

Die Bahn AG hat das Betriebskonzept mit den Fahrplänen auf der Strecke geprüft und genehmigt. Auch die Kosten-Nutzen-Analyse ist positiv, so dass Ende Mai 2017 der Zuschussantrag beim Stuttgarter Verkehrsministerium gestellt wurde. Die Kosten belaufen sich derzeit auf über 125 Millionen Euro für das erste Teilstück (Modul 1). Im Oktober 2017 hat das Tübinger Regierungspräsidium den letzten von insgesamt sechs Planfeststellungsbeschlüssen der Strecke Herrenberg - Bad Urach erlassen. Damit sind alle nötigen Genehmigungen erteilt.

Förderung für Schienen-Projekt zugesagt

Ende Juni 2018 hat das Land nach einer eingehenden Prüfung einen Förderantrag in Berlin eingereicht. Die schriftliche Förderzusage liegt inzwischen vor. Im Mai 2019 haben die Arbeiten für die Elektrifizierung der Ammertalbahn begonnen. Der Ausbau der Ermstalbahn startete anschließend im Oktober.

Zweckverband Regional-Stadtbahn gegründet

Die erste Fahrt der Regional-Stadtbahn ist für Dezember 2022 geplant. Sie wird deutlich teurer als ursprünglich geplant. Nach klärenden Gesprächen über die Förderung im Landesverkehrsministerium sollen die Planungen für die übrigen Strecken verstärkt werden, damit der Ausbau zügiger vorankommt. Im Februar 2019 hat sich ein Zweckverband mit eigener Geschäftsführung gegründet. Der will auch die benötigten modernen Tram-Fahrzeuge bestellen.

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SWR

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