Hilfsorganisationen in Baden-Württemberg fahren große Hilfsangebote für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien auf. Rund 100 Tonnen Hilfsgüter schickt bisher zum Beispiel das Technische Hilfswerk (THW) Baden-Württemberg. Über den Militärflughafen in Wunstorf in Niedersachsen sollen die Güter in die Türkei transportiert werden.
Geplant sei eine Art Luftbrücke, sagte der Kommodore des Lufttransportgeschwaders 62, Oberst Christian John: "Wir haben uns darauf vorbereitet, jeden Tag mit drei Maschinen zu fliegen, bis in die nächste Woche hinein." Es hänge aber davon ab, wie viele Hilfsgüter nach Wunstorf gebracht würden. Für Freitag sind demnach zwei Flüge geplant.
Erste Ladung Hilfsgüter in der Türkei angekommen
Drei Transportflugzeuge der Bundesluftwaffe mit Hilfsgütern sind mittlerweile in der Türkei eingetroffen. Sie konnten allerdings nicht in Gaziantep landen, weil der dortige Flughafen überlastet ist, sondern wurden auf die Nato-Airbase Incirlik umgeleitet. Laut einem Sprecher der Luftwaffe werden sie dort von US-Streitkräften entladen und fliegen noch am Donnerstagabend zurück nach Deutschland.
Nach dem Start der ersten Flugzeuge in das Krisengebiet trafen sieben weitere Lastwagen mit 50 Tonnen Hilfsgütern aus Baden-Württemberg in Wunstorf ein. Unter anderem wurden knapp 2.000 Feldbetten, Schlafsäcke und Decken geliefert. Auch Zelte, Heizgeräte und Isomatten werden in die Türkei gebracht. Die türkische Regierung habe diese Materialien bei der Bundesregierung angefordert, um die Menschen im Erdbebengebiet unterbringen zu können, sagte der Präsident des THW, Gerd Friedsam.
Die Hilfsgüter stammen aus dem Logistikzentrum des Auswärtigen Amtes im Großraum Ulm. Der Bestand ist dort speziell für solche Notfälle eingelagert. Das Personal solle vorerst nicht ins Krisengebiet geschickt werden, so ein Sprecher.
Angehörige fliegen vom Stuttgarter Flughafen in die Türkei
Auch viele Angehörige wollen selbst Hand anlegen und fliegen zu ihren Familien in die Türkei. Aziz Çatak aus Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) ist einer von ihnen. Seitdem er am Montagmorgen von der Erdbebenkatastrophe gehört hat, hat er keine Ruhe mehr gefunden.
"Ich habe Verwandte, meine komplette Verwandtschaft ist draußen. Ich habe eine Tote in der Familie und zwei Kinder, die schwer verletzt sind." Seine Angehörigen lebten jetzt auf der Straße. Dort gebe es kein Wasser und nichts zu essen. Seine Sorge gilt nicht nur den Verwandten, sondern auch besonders den schwerkranken Kindern in der Erdbebenregion. Aziz Çatak engagiert sich in einem Verein schon seit Längerem für diese Kinder.
Eine andere Frau will auch helfen. Ihr Cousin sei zunächst alleine vorausgeflogen. Mit dicken Wolldecken, Schals und Jacken im Gepäck. "Wir haben auch Familie dort. Ich habe ihm ein paar Schlafsäcke mitgegeben, so viele, wie er mitnehmen konnte."
Immer wieder erschüttern Nachbeben die türkisch-syrische Grenzregion. Trotzdem machen sich Angehörige auf den Weg in die Türkei - in der Hoffnung, den Menschen helfen zu können.