Stahlwerk soll Heizungen speisen

Kehl-Straßburger Wärmeprojekt: Es kann losgehen

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Autor/in
Christine Veenstra

Ab 2027 soll Abwärme aus Baden-Württembergs einzigem Stahlwerk unter dem Rhein hindurch nach Straßburg fließen. Die Idee gibt es schon länger, aber jetzt geht es voran.

"Wir machen uns auf den Weg in eine klimaneutrale Zukunft", so Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz bei einem offiziellen Termin am Dienstag. Deutsche und französische Partner waren da bei den Badischen Stahlwerken (BSW) in Kehl zusammengekommen, um zu zeigen, dass es nun endlich losgeht mit dem europaweit einzigartigen Wärmeprojekt der Städte Straßburg und Kehl (Ortenaukreis): Abwärme der Badischen Stahlwerke soll ab 2027 unter dem Rhein hindurch nach Straßburg fließen. Über das große Fernwärmenetz der Eurometropole sollen damit rund 7.000 Haushalte beheizt werden.

Mit 160 Grad Celsius unter dem Rhein durch

Eine 4,5 Kilometer lange Wärmeleitung muss dafür gebaut werden. Sie soll auf beiden Seiten des Rheins durch die Hafengebiete führen und bis zu 160 Grad heißes Wasser transportieren. Zunächst soll in Straßburg der Stadtteil Esplanade mit Wärme aus dem Kraftwerk versorgt werden. In einer späteren Ausbaustufe soll auch ein Wärmenetz in Kehl angeschlossen werden. Insgesamt wollen die Partner so jährlich 19.600 Tonnen des klimaschädlichen CO₂ einsparen.

Um die Wärme im Stahlwerk auskoppeln zu können, werden die Badischen Stahlwerke größere Umbau und Veränderungsmaßnahmen durchführen müssen. Die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Carolin Kramer sagte, der wirtschaftliche Nutzen stehe für die BSW dabei nicht im Vordergrund.

Sechs Partner, eine Gesellschaft

Technisch ist das grenzüberschreitende Vorhaben komplex, aber vor allem die Frage nach einer passenden Organisationsform hat die Projektpartner lange beschäftigt. Mit Calorie Kehl-Strasbourg (CKS) ist Ende 2021 eine grenzüberschreitende Wärmegesellschaft gegründet worden. Ihr obliegen Finanzierung, Planung, Bau und Betrieb des Abwärmeprojekt.

Neben der Stadt Kehl und der Eurométropole Straßburg sind die Région Grand Est und das Land Baden-Württemberg beteiligt. Anteile an der Gesellschaft halten außerdem die französische Banque des Territoires und die Badische Stahlwerke GmbH. CKS startet mit einem Eigenkapital von 4,2 Millionen Euro. Die Summe der zugesagten Fördermittel ist um ein Vielfaches höher.

Fast 20 Millionen Euro Förderung in Aussicht

Das deutsche Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die französische ADEME (Agence de la transition écologique) haben Unterstützung von insgesamt 14 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz will den 11,5 Millionen Euro teuren Umbau im Stahlwerk mit 3,45 Millionen Euro fördern. Außerdem wird die Gesellschaft von der Europäischen Union mit zwei Millionen Euro aus dem Interreg-VI-Programm gefördert.

Die Gesamtkosten für das Projekt könnten an die 40 Millionen Euro betragen. Die Wärmegesellschaft CKS schätzt ihren Anteil auf 25 Millionen Euro, die Badischen Stahlwerke rechnen mit Umbaukosten von 13 bis 14 Millionen Euro.

Einen Termin für den Baubeginn gibt es derweil noch nicht. Die Beteiligten gehen davon aus, dass die Bauplanung noch einmal zwei Jahre dauern wird.

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