Valeria räumt Kleidersäcke in einen Lkw, der im Hof der Ukrainehilfe "S`Einlädele" in Freiburg im Breisgau steht. Der Lastwagen wird sich noch am Nachmittag auf dem Weg in ihre Heimat machen: in die Ukraine, in die Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Also an den Ort, den die 15-Jährige Valeria und die anderen Kinder vor einem Jahr, am 25. Februar, fluchtartig verlassen mussten.
Ohnmachtsgefühl in der Fremde
Valeria fühlt sich oft ohnmächtig, wenn sie die Bilder des Krieges sieht, sagt sie. So weit weg von zu Hause. Sie ist froh, an diesem Vormittag in Freiburg mitanpacken zu können. Lebensmittel, Kleidersäcke und Möbel, all das soll in die Ukraine und den Menschen helfen.
Ende des vergangenen Jahres sind die Kinder und Jugendlichen erneut umgezogen. Aus den Flüchtlingsunterkünften raus in Kinderheime, die zu einem neuen Zuhause werden sollen.
Über den Umzug der Kinder in ein für sie umgebautes Kinderheim in Bad Krozingen berichtete SWR Aktuell im November 2022.
Und das würden sie langsam, beobachtet Jeannette Schmidt, pädagogische Leiterin bei der Evangelischen Stadtmission.
Kindsein ist wieder möglich
Die Kinder und Jugendlichen lebten Tag für Tag mehr auf, erzählt Jeanette Schmidt weiter. Mittlerweile stellten sie auch ihre Zimmer um, richteten sich ein. Auch Valeria. Ende des Jahres waren die Haare der 15-Jährigen noch blond. Kurze Zeit waren sie pink. Jetzt hat sie ihre schwarzen Haare zu einem Dutt zusammengebunden. Für die Betreuerin Jeannette Schmidt ist das ein gutes Zeichen. Die Kinder und Jugendlichen würden sich endlich altersgerecht verhalten. Auch mal in die Diskussion mit den betreuenden Personen gehen.
Deutschlernen als nächste Herausforderung
Auch das Deutschlernen werde nun intensiviert. Das sei bislang oft für die Kinder weniger wichtig gewesen, weil sie viel Zeit im Kinderheim verbringen und dort unter sich bleiben. Das Erlebte und die täglichen Nachrichten aus ihrer Heimat hat die Kinder zusammengeschweißt. Nun gehen sie seit einigen Monaten auf Schulen in Südbaden, melden sich bei Vereinen an, finden langsam Freunde auch außerhalb des Heims. Das würde beim Spracherwerb helfen, beobachtet Jeannette Schmidt.
Ältere Kinder und Jugendliche hoffen auf baldige Rückkehr in die Ukraine
Roman Kornijko, der die Kinder aus dem Kriegsgebiet nach Freiburg brachte, beobachtet, dass sich besonders die jüngeren Kinder in Deutschland immer wohler fühlen. Den älteren Kindern und Jugendlichen falle das schwerer. Sie stünden ständig in Kontakt mit Verwandten und Freunden, sehen die Nachrichten, erzählt er. Für die Jugendlichen sei es einfach sehr schwer, mit der Situation, dem Verlust ihrer Heimat fertig zu werden. Sie alle hoffen auf das Kriegsende, darauf, bald in die Ukraine zurückkehren zu können.
Auch Valeria will zurück, beim Wiederaufbau helfen, wenn der Krieg vorbei ist. Und dann kann sie sich vorstellen, in Deutschland zu studieren.