Roman Redkas Fall ist ein Vorzeigebeispiel für geglückte Integration in den Arbeitsmarkt.

Erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert

Zerbombtes Haus zurückgelassen: Elektroingenieur aus der Ukraine startet in Ortenauer Firma durch

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Paulina Flad
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Ulf Seefeldt

Zwei Tage nach dem Deutschkurs direkt in den Job: Ein geflüchteter Elektroingenieur hat in der Ortenau nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine berufliche Perspektive gefunden. Das beeindruckt auch den Staatssekretär aus Stuttgart.

Roman Redka steht vor einem Schaltschrank und verdrahtet Kabel. Arbeit, wie der 43-Jährige sie schon jahrelang in der Ukraine gemacht hat - nur macht er sie jetzt in der Elektrotechnik-Firma Elteo in Willstätt (Ortenaukreis). Seit August 2023 arbeitet der studierte Elektroingenieur dort. Vor etwa eineinhalb Jahren ist er mit seiner Familie aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Sein Heimatort in der Ukraine ist heute von russischen Streitkräften besetzt, sein Haus durch Bomben komplett zerstört. Wie er seinen Neuanfang in der Ortenau gemeistert hat, konnte Redka nun dem baden-württembergischen Staatssekretär Rapp berichten. Eine seiner Herausforderungen: der badische Dialekt.

Deutschkurs als Schlüssel

Schon kurz nach seiner Ankunft in Deutschland hatte er mit einem Deutschkurs begonnen und diesen im August 2023 mit einem B1-Zertifikat abgeschlossen. Nur zwei Tage später ging es schon los mit der festen Arbeitsstelle bei Elteo in Willstätt. Zuerst arbeitete er nur in der Fertigung. Dort lernte er die Abläufe des Unternehmens kennen und die Fachbegriffe auf Deutsch. Heute fährt Roman Redka sogar selbständig zu Kunden und prüft dort Anlagen. Elteo-Geschäftsführer Jürgen Schmider ist froh über qualifizierte Mitarbeiter wie Roman Redka. Denn er sucht händeringend nach Arbeitskräften für sein Unternehmen.

In der Ukraine war es das Gleiche. Ich bin studierter Elektroingenieur. Ich habe viel Erfahrung mit diesen Dingen.

Staatssekretär appelliert an Arbeitgeber

Roman Redkas Fall ist ein Vorzeigebeispiel für gelungene Integration in den Arbeitsmarkt, das auch beim Land auf Interesse stößt. Am Montag war Staatssekretär Patrick Rapp (CDU) vom Landeswirtschaftsministerium in Willstätt zu Besuch. Er betonte die Bedeutung der Integration von ukrainischen Geflüchteten in Ausbildung und Arbeit. Notwendig sei auch die Bereitschaft der Arbeitgeber, Geflüchtete trotz geringer Deutschkenntnisse einzustellen, so der Staatsekretär.

Drei Männer stehen um einen Schaltschrank und reden miteinander.
Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Rapp zu Besuch bei der Firma Elteo in Willstätt.

Große Hürde: Lange Wartezeiten für Sprachkurse

Das Jobcenter im Ortenaukreis hat in den ersten fünf Monaten diesen Jahres 215 Ukrainerinnen und Ukrainern eine Stelle vermittelt. In Baden-Württemberg waren es insgesamt 3.800 Frauen und Männer aus der Ukraine. Dabei geholfen hat das sogenannte Job-Turbo-Programm, das die Bundesagentur für Arbeit im vergangenen Herbst gestartet hat. "Die Beschäftigungsaufnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben um mehr als ein Drittel zugenommen", heißt es.

Wenn wir mehr Dozenten hätten, würde sich die Wartezeiten für die Sprachkurse reduzieren. Die Anforderungen an die Dozierenden müssen überdacht werden.

Eine große Hürde sei jedoch, neben der Kinderbetreuung und der Mobilität, nach wie vor die Sprache. Für die Sprachkurse gebe es lange Wartezeiten, teilweise von bis zu vier Monaten, denn es fehle an Dozierenden, so die Amtsleiterin des Ortenauer Jobcenters, Silvia Kimpel. Sie kritisiert, dass die Anforderungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an die Sprachlehrkräfte zu hoch seien.

Badisch fordert Elektrotechniker heraus

Auch für Roman Redka war es nicht ganz einfach, Deutsch zu lernen. Aber er hat sich reingehängt, so dass sein Chef, Jürgen Schmider, heute findet: "Roman spricht sehr gut Deutsch." Auch die Arbeit habe ihm sprachlich weitergeholfen, auch wenn dort alle Badisch sprächen, erklärt Redka lachend, nicht Hochdeutsch, wie er es im Sprachkurs gelernt hat.

Es ist komisch, weil wir im Sprachkurs Hochdeutsch gelernt haben und hier bei der Arbeit sprechen alle badischen Dialekt. Das ist etwas ganz Anderes.

Weiterer Chancenmarkt Ende Juni

Das Ortenauer Jobcenter und die Agentur für Arbeit Offenburg haben vor dem Job-Turbo-Programm bereits einen Chancenmarkt organisiert, um Arbeitgeber und Geflüchtete zusammenzubringen. Ein weiterer Chancenmarkt ist für Ende Juni geplant, um auch Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern Möglichkeiten zu bieten, so Amtsleiterin Silvia Kimpel. Denn sie findet: "Wir dürfen auch alle Anderen nicht vergessen."

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