Der Kremlgegner Alexej Nawalny ist nach Angaben russischer Behörden gestorben. Der 47-Jährige habe sich am Freitag nach einem Spaziergang unwohl gefühlt und das Bewusstsein verloren, teilte die Gefängnisverwaltung am Freitag mit. Eine Krankenwagenbesatzung habe vergeblich versucht, ihn wiederzubeleben. Die Todesursache werde noch ermittelt.
Anfang 2021 verbrachte der Oppositionspolitiker einige Wochen in Kirchzarten (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Nach einem Giftanschlag im Jahr 2020 suchte er dort Erholung und Kraft. Gleichzeitig drehte er einen Dokumentarfilm. Gesellschafterin Nina Gwyn Weiland von den Black Forest Studios stand ihm dabei zur Seite.
Black Forest Studios: Nawalny "ein mutiger Mann"
"Wir sind zutiefst schockiert", berichtet Nina Gwyn Weiland. Die Nachricht von Nawalnys Tod erinnerte sie an seinen letzten Abend in Freiheit im Filmstudio. "Er war ein mutiger Mann, voller Zivilcourage. Selbst aus der Gefangenschaft heraus rief er dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen und sich nicht von der Angstmaschinerie kleinmachen zu lassen", erzählt Weiland im Gespräch mit dem SWR. Es sei ein Geschenk gewesen, ihn erlebt zu haben, so Weiland.
Nawalny-Doku ist oscarprämiert
Der Dokumentarfilm "Nawalny", unter der Regie des Kanadiers Daniel Roher, zeigt Nawalnys Genesungsprozess in Ibach (Kreis Waldshut). Roher traf Nawalny dort, als dieser sich von dem Anschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok erholte. Der Großteil des Films entstand im Schwarzwald und wurde in Los Angeles mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Doku auch im Schwarzwald produziert Herbolzheimer hinter der Kamera: Nawalny-Doku gewinnt Oscar
"And the Oscar goes to Navalny": ein großer Erfolg auch für Felix Angermaier. Der Herbolzheimer stand bei der Doku über den Putin-Kritiker Alexei Nawalny hinter der Kamera.
Innenminister Strobl "in Gedanken" bei Nawalnys Familie
"Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und seinen Vertrauten, die mit ihm den Kampf für eine bessere Welt in seiner Heimat geführt haben", sagt Helmut Kaiser, Bürgermeister der Gemeinde Ibach am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. "Gerne erinnern wir uns an die Gespräche mit ihm", hieß es weiter. Darin sei die Rückkehr nach Russland auch Thema gewesen, so Kaiser. Er habe die Gefahren gekannt, doch es sei ihm wichtig gewesen, sich an der Seite der Menschen in Russland um gerechte und bessere Lebensverhältnisse einzusetzen, diesem Ziel "hatte er sein Leben verschrieben".
Während Nawalnys Aufenthalt in Baden-Württemberg war das Landesinnenministerium für die Sicherheit von ihm und seiner Familie verantwortlich gewesen. "Mit Alexej Nawalny ist ein Held und Widerstandskämpfer qualvoll für seine Überzeugungen gestorben", teilt Innenminister Thomas Strobl am Freitag mit. Der CDU-Politiker sei in Gedanken bei dessen Frau und Sohn.
Kremlgegner war in Strafkolonie mit der höchsten Sicherheitsstufe
Nawalny galt als der größte politische Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er war zu 19 Jahren Haft verurteilt worden, unter anderem unter dem Vorwurf des Extremismus. Seit Januar 2021 saß er in Haft. Zuvor hatte er sich in Südbaden von der Vergiftung erholt, für die er den Kreml verantwortlich gemacht hatte. Die Vorwürfe gegen ihn nannte er politisch motiviert. Im Dezember war Nawalny aus seinem früheren Gefängnis in der Region Wladimir in Zentralrussland in eine Strafkolonie in der Stadt Charp, etwa 1.900 Kilometer nordöstlich von Moskau, mit der höchsten Sicherheitsstufe der russischen Gefängnisse verlegt worden. Seine Verbündeten verurteilten die Verlegung in die Strafkolonie in der Region Jamalo-Nenez als einen weiteren Versuch, Nawalny zum Schweigen zu zwingen.