Philipp Kiefer ist Winzer mit Leib und Seele. Er steht in der Steillage am Castellberg über Ballrechten-Dottingen und blickt durch seine Reben hindurch auf die Rheinebene. Die Aussicht zaubert ihm sofort ein Lächeln ins Gesicht. Beim Blick auf seine Reben verliert der Winzer seine gute Laune aber wieder.
O-Ton Philipp Kiefer
„Man geht immer noch mit gemischten Gefühlen, also man ist gar nicht mehr gerne in die Reben gegangen , wenn ich das Elend sehe, das muss ich schon ehrlich sagen. Aber damit muss man jetzt umgehen. Es sieht ein bisschen anders aus, wie es aussehen könnte.“
Vor rund zwei Wochen hat der Hagel im fast 11 Hektar großen Betrieb bleibende Schäden hinterlassen. Aktuell geht der Winzer von einem Verlust von 35 Prozent oder mehr aus. Die Einschläge im Blattwerk sind deutlich. Stellenweise hängen nur noch nackte Stiehle ohne Blätter an den Ästen und viele Trauben sind aufgeplatzt.
O-Ton Philipp Kiefer
„Hier war ein richtig kräftiges Blattwerk und es sieht mehr oder weniger zerfetzt aus. Hier hat der Hagel halt richtig gewütet.“
Besonders hart getroffen hat es die besten Reben des Weingutes. Eigentlich sollten hier die Beeren für das Premiumprodukt, den Pinot Noir, wachsen. Stattdessen kommt es nun wohl anders.
O-Ton Philipp Kiefer
„Das tut richtig weh. Vor allem, was da an Arbeit drinsteckt. Ohne das schön reden zu wollen: Aus einem verhagelten Rebstück brauchen wir keinen Spitzenwein erzeugen. Das wird wahrscheinlich eine gute Qualität werden.“
Knapp 10 Kilometer weiter blicken die Winzer optimistischer in Richtung Weinlese im September. Christoph Kunz aus Offnadingen hat in der Vergangenheit immer wieder Erfahrungen mit Hagelschäden gemacht. Dieses Jahr blieb er von herben Verlusten verschont.
O-Ton Christoph Kunz
„Wir sind am Batzenberg Hagel gewohnt. Wir haben im zehnjährigen Schnitt den meisten Hagelschaden, deshalb ist auch die Prämie bei der Hagelversicherung bei uns relativ teuer.“
Philipp Kiefer hat sein Weingut gegen Frost- und Hagelschäden versichert – das hilft in dieser Situation. Dennoch tut es weh, wenn die Ernte nach einem Jahr Arbeit nicht wie gewünscht ausfällt, weiß auch Kunz.
O-Ton Christoph Kunz
„Da fühlt man schon mit, weil man selbst schon betroffen war. Wir hatten 2004 zum Beispiel fast einen Totalschaden gehabt, da waren wir bei 95 Prozent Schaden am kompletten Batzenberg. Das gibt es normalerweise nur streifenweise, aber da war es der ganze Berg. Da hat man schon solidarisches Denken, weil das tut einem selbst weh.“
Für Philipp Kiefer und sein Weingut wird es weitergehen. Er wird versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, sagt der junge Winzer. Die Solidarität seiner Kollegen hilft ihm zusätzlich.
O-Ton Philipp Kiefer
„Dass man auch von Kollegen und Kolleginnen angeschrieben wurde, dass man, wenn man Hilfe braucht, in welcher Form auch immer, dass da viele Angebote kamen. Was zeigt, dass man in dieser Winzerwelt doch auch zusammenhält. Das war richtig schön zu spüren, dass man weiß: man ist nicht ganz allein.“
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