Knapp vier Monate nachdem ein Mann im Frankfurter Hauptbahnhof erschossen wurde, hat die Polizei in Südbaden weitere Tatverdächtige festgenommen. Sie sollen dem mutmaßlichen Haupttäter aus Lahr (Ortenaukreis) geholfen haben. Hinter der Tat vermuten Ermittler eine blutige Familienfehde in der Türkei.
Mehrere Festnahmen nach Tötung in Frankfurter Hauptbahnhof
Bei den Festgenommenen handelt es sich um vier Männer zwischen 21 und 38 Jahren. Drei von ihnen wurden in Lahr, einer in Denzlingen (Kreis Emmendingen) gefasst. Die vier sollten am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt und anschließend in Untersuchungshaft gebracht werden.
Einem 38-Jährigen wird vorgeworfen, den mutmaßlichen Haupttäter begleitet und unterstützt zu haben, zwei andere sollen Informationen zur Identität und zum Aufenthaltsort des Opfers gegeben haben. Außerdem hat die Polizei einen Mann gefasst, der die Tat im Frankfurter Hauptbahnhof laut Staatsanwaltschaft ursprünglich hatte begehen wollen. Alle Verdächtigen seien miteinander und mit dem mutmaßlichen Haupttäter verwandt. Laut der Behörde stehen die Tatbestände 'mittäterschaftlicher Mord' sowie Beihilfe zum Mord im Raum, außerdem die Verabredung zu einem Verbrechen.
Durchsuchungen in 13 Objekten in Südbaden
Im Zusammenhang mit den Festnahmen hatte es am Morgen Durchsuchungen an verschiedenen Orten in Südbaden gegeben. Laut Staatsanwaltschaft wurden sechs Objekte in Lahr durchsucht, außerdem je ein Objekt in Denzlingen, Teningen, Riegel (alle Kreis Emmendingen) und Blumberg (Schwarzwald-Baar-Kreis). In Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) wurden drei Objekte durchsucht. Rund 400 Einsatzkräfte waren insgesamt beteiligt. Die Einsatzkräfte haben laut einem Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft "umfangreiches Beweismaterial sichergestellt", darunter "mehr als 50 Handys, fünf scharfe Schusswaffen und darüber hinaus auch kugelsichere Westen".
Schüsse in Frankfurter Hauptbahnhof: 27-Jähriger stirbt
Ende August hatte mutmaßlich ein 54-jähriger Mann einen 27-Jährigen im Frankfurter Hauptbahnhof mit mehreren Schüssen getötet. Unmittelbar nach der Tat und der Festnahme des mutmaßlichen Schützen gab es Hinweise, dass dieser nicht allein gehandelt hatte. Vermutet wird eine Familienfehde in der Türkei als Grund für die Tat. Die nun festgenommenen Tatverdächtigen sind miteinander und auch mit dem mutmaßlichen Haupttäter verwandt.
Mögliches Motiv: Blutrache für Tat in der Türkei
Bei dem mutmaßlichen Täter und dem Opfer handelt es sich nach Angaben der Kurdischen Gemeinde Deutschland und der Staatsanwaltschaft um Kurden - sie stammen demnach aus der Türkei nahe der syrischen Grenze. Der 27-Jährige soll vorher selbst zum Täter geworden sein und 2016 auf einer Erdbeerplantage in der türkischen Millionenstadt Antalya einen jungen Mann getötet haben. Er sei später nach Deutschland geflohen, auch aus Angst, für seine Tat getötet zu werden, hieß es von der Gemeinde. Der Onkel des damaligen Opfers sei nun der Täter von Frankfurt gewesen.