Auf den ersten Blick wirken die Büroräume von ConstellR ziemlich normal. Büro eben. Einen Hinweis gibt es dann aber doch darauf, an was hier gearbeitet wird. An einer Wand hängt ein Sensor, nicht viel größer als ein Schuhkarton. Einige Stellen sind schon etwas vergilbt. Der Ausflug auf die ISS hat seine Spuren hinterlassen. Raumfahrtingenieur Marius Bierdel war beim Start dabei:
O-Ton 1 Marius Bierdel
Du spürst, wie deine Lunge anfängt zu vibrieren, nicht nur von deiner Aufregung, sondern tatsächlich von dem Druck des Starts selber. Und wie die Rakete ins All schnellt, das ist super beeindruckend und dann natürlich umso schöner, wenn du siehst, dass dein Baby da oben tatsächlich das macht, wofür du es entwickelt hast.
Der Ausflug auf die ISS war nur ein Testlauf. Im Oktober soll der erste Sensor mit einem eigenen Satellit in’s All fliegen.
O-Ton 2 Marius Bierdel
Wir entwickeln unsere eigenen Satelliten. Die sind ungefähr so groß wie ein deutscher Kühlschrank, kein Amerikanischer, ja? Also so 40 mal 40 mal 40 Centimeter. Und damit haben wir die Möglichkeit die Oberflächentemperatur unserer Erde ziemlich genau zu messen.
Besonders die Landwirtschaft kann von den Daten profitieren. Von den Bildern der Satelliten kann Marius Bierdel schon früh ablesen, wo Dürren entstehen. Mit bloßem Auge kann ein Landwirt das erst zwei Wochen später erkennen. Mit den Daten von ConstellR könnte er frühzeitig reagieren. Wo Wasser fehlt, kann zielgerichtet bewässert werden.
O-Ton 3 Marius Bierdel
Wenn du dir vorstellst, dass in der Landwirtschaft circa 70 Prozent der Frischwasserressourcen weltweit benutzt werden und 60% davon verschwendet werden, weil überbewässert wird, dann sieht man schon wieviel Potenzial da ist. Und was wir ganz konkret machen können mit unseren Satellitendaten ist bis zu 40 Prozent der Ressource Wasser zu sparen in der Landwirtschaft auf den Feldern.
Durch die fortschreitende Klimakrise könnte Wasser ohnehin ein knappes Gut werden. Hinzu kommt eine wachsende Weltbevölkerung. Die Satellitendaten könnten helfen Ernteerträge zu erhöhen. So könnten trotz geringerem Wassereinsatz mehr Lebensmittel entstehen, hofft Bierdel, dessen erster Satellit nun bald in’s All startet.