Zankapfel Kreisstraße im Tennenbacher Tal: Die Strecke ist ein Dauerpatient. Während der Asphalt immer maroder wird, verhärten sich zusehens die Fronten. Seit nunmehr 18 Jahren liefern sich Behörden und Umweltschützer einen erbitterten Streit, der sogar die Gerichtssäle erreicht hat. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat Klage gegen die Sanierung der Kreisstraße im Tennenbacher Tal (Kreis Emmendingen) eingereicht.
Die hat das Verwaltungsgericht Freiburg nun abgewiesen. Der VCD hatte gehofft, die bereits erteilte Baugenehmigung rückgängig machen zu können, doch dieser Versuch ist gescheitert. Mit dem Urteil des Gerichts ist der Weg für den ersten Bauabschnitt auf der Straße in Tennenbach nun frei.
Kreisstraße im Tennenbacher Tal ist marode
1,3 Kilometer ist die Kreisstraße zwischen der Kreuzung am "Sonnenziel" und Tennenbach lang. Im Schnitt ist die Strecke viereinhalb Meter breit. Genutzt wird die Straße von Landwirten, Pendlern, Touristen und Radfahrern. Die Verkehrsführung ist kurvenreich, der Straßenbelag an vielen Stellen marode. Das führt oft zu brenzligen Verkehrssituationen. Dass etwas getan werden muss, darin sind sich eigentlich alle einig. Aber was? Und wie genau? Darüber streiten Behörden einerseits und Umwelt- und Denkmalschützer andererseits seit fast zwei Jahrzehnten.
Unzählige Male wurde die poröse Straße in den vergangenen Jahrzehnten schon geflickt. Ein Gutachten besagt, dass die Straße einen komplett neuen Belag benötigt. Momentan ist auf der Strecke eine Geschwindigkeit von maximal 50 Stundenkilometern erlaubt, größere Lastwagen über 7,5 Tonnen müssen einen anderen Weg nehmen. Mit der Sanierung soll die Straße einen Meter breiter werden, maximal 70 Stundenkilometer sollen dann erlaubt sein. Auch Lastwagen sollen dort künftig fahren dürfen.
Gegner sehen Sanierung als Eingriff in die Natur
Der Verkehrsclub befürchtet, dass die Baumaßnahmen der Natur schaden könnten. Neben dem VCD sind auch einige Anwohner, darunter Ulrich Niemann aus Emmendingen, gegen die Sanierungspläne. Der 80-Jährige kommt mehrmals pro Woche ins Tal. Er hat keine Einwände gegen eine breitere Straße und neuen Asphalt.
Eingriffe in die Natur, wie zum Beispiel die Begradigung einer Kurve, lehnt er allerdings ab: "Wenn ich die Fahrbahn hier aus schwer zu begreifenden Gründen in die Wiese reinlege, wo es Biotope gibt, die angeblich geschützt sind, dann ist das eine Schädigung der Natur."
Bereits im März hatte die Landesschau im SWR Fernsehen über den Streit um die Straße berichtet:
Auch die Kapelle sei gefährdet
Besonders am Herzen liegt Ulrich Niemann die denkmalgeschützte Kapelle. Die Kapelle gehört zum abgetragenen Kloster Tennenbach und ist das älteste intakte Gebäude zwischen Offenburg und Freiburg.
Sie liegt zusammen mit den drei Wasserschutzzonen im zweiten Bauabschnitt. Um den ging es bei der Verhandlung am Dienstag allerdings nicht. Jedoch könnte die Planung für den zweiten Bauabschnitt noch in diesem Jahr eingereicht werden. Dann könnten weitere Klagen anstehen, sagt Annette Uhlmann, Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland in Emmendingen.
Erleichterung bei vielen Menschen in Freiamt
Die Befürworter des Projekts sind über die Entscheidung des Verwaltungsgerichts erleichtert. Freiamts Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench (Freie Wähler) freut sich über das Urteil und darüber, dass zumindest ein erster Abschnitt saniert werden kann.
Der genaue Beginn der Arbeiten ist noch unklar, ebenso wie die Begründung des Gerichts für sein Urteil. Der Verkehrsclub wird erst nach Erhalt der Begründung entscheiden, ob er gegen das Urteil vorgehen wird. Der langjährige Streit ist somit auch nach 18 Jahren noch nicht endgültig beigelegt.