Lange haben sie darauf gewartet: endlich den deutschen Pass in Händen zu halten. Bei 381 Menschen hat es in diesem Jahr geklappt. Sie haben sich in Freiburg als Deutsche einbürgern lassen. Die Menschen stammen aus 62 verschiedenen Ländern, die meisten aus Syrien. Bei den Feierlichkeiten im Historischen Kaufhaus dankte Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) allen Eingebürgerten: "Danke an alle, die ihre Fähigkeiten und Talente bei uns einbringen. Freiburg ist weltoffen und vielfältig, das ist eine wichtige Bereicherung für die ganze Stadtgesellschaft." Grund zur Freude hatten auch die diesjährigen Preisträger des Freiburger Integrationspreis. Im Rahmen der Einbürgerungsfeier erhielten vier Initiativen die Auszeichnung.
Heimat in Freiburg gefunden: Khalil Mustafa aus Syrien
Khalil Mustafa flüchtete Ende 2015 von Syrien nach Deutschland. Der Anfang in Deutschland sei für ihn schwer gewesen, erzählt Khalil Mustafa. In der Schule sei er der Einzige gewesen, der nicht so gut Deutsch gesprochen hat, er musste sich viel selbst beibringen. Mit der Zeit habe er dann die Sprache und damit auch neue Leute kennengelernt. Vor drei Jahren hat Mustafa eine Ausbildung zum Maurer abgeschlossen. Seitdem arbeite er, erzählt der 26-Jährige.
Eine Rückkehr nach Syrien schließt er nicht aus. Seit er aus Syrien geflüchtet ist, habe er den Traum, zurückzukehren und das Land wieder aufzubauen. Doch dafür reiche es nicht, dass der Krieg nun zu Ende ist. Es werde immer noch gekämpft, und das müsse auch aufhören, so Khalil Mustafa. Er wünscht sich, dass das Leben in Syrien wieder wie früher, und noch besser wird.
Seine aktuellen Pläne beziehen sich aber auf Deutschland. Gerade spare er Geld, erzählt Khalil Mustafa, damit er bald an einer Universität Architektur studieren kann.
Syrien, Türkei, Russland: Top 3 der Herkunftsländer
Die neuen deutschen Staatsbürger stammen aus vielen, unterschiedlichen Ländern. Syrien führt mit 71 Einbürgerungen die Liste an. Es folgen die Türkei mit 29, Russland mit 23, Rumänien mit 18 und Pakistan mit 15 Einbürgerungen. Auch seltene Herkunftsländer wie Bangladesch, Laos, El Salvador und Somalia sind dieses Jahr vertreten.
Die Zahl der Anträge habe stark zugenommen, erklärte Freiburgs Oberbürgermeister Horn. Das neue Staatsangehörigkeitsrecht, das seit dem Sommer gilt, habe das nochmals verstärkt. Horn lobte die Geduld der Antragstellerinnen und Antragsteller. Etliche Stellen seien unbesetzt gewesen. Neue Mitarbeitende konnten geworben und weitere Stellen geschaffen werden, um Anträge schneller zu bearbeiten, versicherte Horn. Auf der Website der Stadt Freiburg finden Interessierte alle Infos zum Thema Einbürgerung.
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Die erste Einbürgerungsfeier in Freiburg fand übrigens vor 17 Jahren statt. Im Jahr 2007 griff das Rathaus eine Anregung der Innenministerkonferenz und des baden-württembergischen Städtetags auf, um dem Akt der Einbürgerung einen würdigen Rahmen zu geben.
Integrationspreis an vier Initiativen verliehen
Während der Einbürgerungsfeier im Historischen Kaufhaus verlieh die Stadt zudem den Freiburger Integrationspreis. Zwei erste Preise, jeweils mit 2.000 Euro dotiert, gingen an die Initiative "Zeugen der Flucht" und die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft. Unter dem Motto "Miteinander statt übereinander sprechen" fördere "Zeugen der Flucht" Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Die Stadt bezeichnet das Konzept als Erfolgsgeschichte.
Die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft (DUG) setze sich ein, um geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern in Freiburg und Umgebung das Ankommen und das Leben zu erleichtern und Hilfe in die Heimat zu bringen. Den Integrationspreis erhält die DUG für drei Projekte: eine Theatergruppe, Kunsttherapie und eine Medienkompetenzschulung für ukrainische Kinder.
Der Verein Fairburg sicherte sich mit der Organisation des Africa Day den zweiten Platz. Der Africa Day biete eine Bühne für die kulturelle Vielfalt des afrikanischen Kontinents. Ein weiterer zweiter Preis ging an den Verein Bike Bridge. Seit 2016 biete er ein kostenloses Begegnungs- und Bewegungsangebot für Frauen rund ums Fahrrad. Das Projekt Bike Café entstand 2021 als mobiler Treffpunkt.