Wildtierschutz vor der Frühjahrsmahd

Rehkitzrettung in Emmendingen

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Autor/in
Paulina Flad
Foto von Paulina Flad
Onlinefassung
Maya Rollberg

Jedes Frühjahr werden tausende Rehkitze beim Mähen von Wiesen getötet. Das wollen Wildtierschützer in Südbaden verhindern. Ein Einblick in die Arbeit der Wildtierrettung Emmendingen:

In den frühen Morgenstunden, wenn der Tau noch die Wiesen benetzt, rücken die Ehrenamtlichen der Rehkitz- und Wildtierrettung Emmendingen e.V. aus. Sie suchen auf Feldern und am Waldrand nach Rehkitzen, Hasen und Bodenbrütern. Denn inmitten des hohen Grases können diese sich oftmals nicht vor den landwirtschaftlichen Maschinen schützen, die sie beim Mähen plötzlich erfassen. Jedes Frühjahr bei der ersten Mahd zwischen Mai und Juni finden dadurch mehrere tausend Wildtiere mit ihrem Nachwuchs den Tod.

SWR-Reporterin Paulina Flad war mit den Rehkitzrettern in Emmendingen unterwegs:

Hunderte gerettete Tiere

Der Verein Rehkitz- und Wildtierrettung Emmendingen e.V. setzt sich zusammen mit Landwirten und der Jägerschaft für die Rettung und den Schutz von Wildtieren ein. Landwirte können sich über die Webseite melden, bevor sie eine Wiese mähen wollen, um sicherzugehen, dass darin keine Wildtiere liegen. Für die Landwirte ist die Rehkitzrettung kostenlos.

Im vergangenen Jahr konnte der Verein Rehkitz- und Wildtierrettung Emmendingen insgesamt 234 Rehkitze retten, wie Joachim Göhringer, der den Verein vor zwei Jahren gegründet hat, sagt. Dabei nutzt der Verein modernste Technik: Drohnen und Wärmebildkameras finden die Tiere im hohen Gras, in dem sie für das menschliche Augen kaum zu entdecken sind. Auf einem kleinen Bildschirm können sich die Ehrenamtlichen die Aufnahmen der Wärmebilddrohne live anschauen und auswerten. 

Mann schaut auf einen Kamerabildschirm
Der Verein Rehkitz- und Wildtierrettung Emmendingen e.V. sucht die Wildtiere in den Wiesen mithilfe von Drohnen und Wärmebildkameras

"Wir überprüfen die Wärmesignaturen genau. Je nach Sonneneinstrahlung erwärmen sich auch Erdhügel von Maulwürfen relativ schnell und täuschen Lebewesen vor, deswegen müssen wir früh anfangen.”

Mann steht am Feldrand mit einer Wärmebildkamera
Mit einer Drohne und Wärmebildern kann nach den Wildtieren gesucht werden

Auf der Pirsch nach Rehkitzen

An diesem Morgen entdecken die Ehrenamtlichen etwas auf den Aufnahmen der Wärmebildkameras. Sie zoomen heran, es ist aber nicht genau zu sehen, was es ist. Die Rehkitzretter müssen durch das hohe Gras, um das Tier zu finden. Julian Haas ist einer der Retter und Jäger. Er macht sich, ausgestattet mit Handschuhen und einem Wäschekorb, auf den Weg. Die Handschuhe sind wichtig, um die Tiere beim Wegtragen nicht mit menschlichem Geruch zu behaften. Sonst könnte es passieren, dass die Mutter das Kitz verstößt.

“Man sollte nie irgendwas anfassen an Wild mit den normalen Händen. Durch die Witterung wird’s die Mutter dann wahrscheinlich nicht mehr annehmen.”

Frau hält Rehkitz hoch vor einem Feld
Die Ehrenamtliche Carolin Grüning rettet das Rehkitz behutsam mit Handschuhen und Gras, um ihren Geruch nicht auf das Tier zu übertragen

Tief im Gras verborgen und zusammengerollt liegt ein kleines Rehkitz. Es fiept, bewegt sich aber nicht von der Stelle. Die Ehrenamtliche Carolin Grüning hat Handschuhe angezogen, ein bisschen Gras ausgerissen und trägt das Rehkitz an den Rand der Wiese. Dort legt sie das Kitz vorsichtig auf den Boden. Julian Haas stellt den Wäschekorb darüber und fixiert ihn mit Heringen. Das Rehkitz soll unter dem Wäschekorb bleiben, bis der Landwirt die Fläche gemäht hat. Danach wird es wieder frei gelassen.

Mann läuft mit Wäschekorb über die Wiese
Die Ehrenamtlichen ziehen mit Wäschekörben über die Felder, um die Wildtiere zu retten

Großer Bedarf an Wildtierrettung

Allein an diesem Tag rettet der Verein mit verschiedenen Teams 37 Rehkitze aus den Wiesen im Landkreis Emmendingen. Die Vereinsmitglieder erreichen so viele Anfragen, dass sie die Landwirte teilweise bitten müssen, ihre Mahd zu verschieben, um die Rehkitze rechtzeitig retten zu können.

In Baden-Württemberg gibt es derzeit rund 40 Vereine, die sich der Rehkitzrettung verschrieben haben. Durch eine Förderung des Bundes, der die Anschaffung von Drohnen für die Rettungsaktionen seit 2021 fördert, konnten sich viele Vereine technisch besser aufstellen. Aber ohne die ehrenamtliche Mithilfe der Rehkitzretter, die bereit sind, vor ihren eigentlichen Jobs zwischen 5 und 9 Uhr morgens aufzustehen, wären die Rettungsaktionen für die Wildtiere nicht möglich.

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