Mann mit grüner Mütze und Schutzmaske sitzt im Gericht. Neben ihm stehen Polizisten.

Prozessauftakt am Landgericht Waldshut-Tiengen

Mann in Rickenbach erschossen und zerstückelt: Angeklagter spricht von Notwehr

Stand
Autor/in
Petra Jehle
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Er sei Notwehr gewesen, begründete der Angeklagte seine Tat vor Gericht. Um Weihnachten herum soll er einen Unbekannten erschossen, zerstückelt und im Rhein entsorgt haben.

Rund ein halbes Jahr nach dem Fund von Leichenteilen im Rhein musste sich ein 58-Jähriger am Montag vor dem Landgericht in Waldshut-Tiengen verantworten. Zwischen Tränen und Wut gestand der Mann aus Maulburg (Landkreis Lörrach), dass er einen 38 Jahre alten Mann in Rickenbach (Kreis Waldshut) in dessen Wohnung erschossen hat. Anschließend habe er die Leiche mit einer Machete in mehrere Teile zerstückelt.

Emotionaler Prozessauftakt: Angeklagter in Rage

Die Tat sei eine Dummheit gewesen, wiederholte der Angeklagte unter Tränen. Er habe nie geplant, einen Menschen zu töten. Gleichzeitig reagierte er auf Nachfragen des Gerichts aufbrausend und aggressiv: Er habe den Mann töten müssen, weil dieser seine Familie habe auslöschen wollen. Warum er nicht die Polizei angerufen habe und warum er für den Familienausflug zuvor eine nicht angemeldete Waffe eingepackt habe? Das konnte er gegenüber dem Gericht nicht erklären.

Mutmaßlicher Täter und Opfer kannten sich nicht

Bei dem Opfer handelt es sich um einen 38 Jahre alten Tunesier, der in einer Asylbewerberunterkunft lebte. Sie lag unmittelbar in der Nähe des Ferienhauses des Angeklagten. Am Abend des 23. Dezember sei das spätere Opfer mit seinem Fahrrad an dem Ferienhaus vorbeigefahren. Laut den Schilderungen des Angeklagten habe er währenddessen die Familie des mutmaßlichen Täters beleidigt und bedroht. Er sei dem Fremden deshalb gefolgt und habe ihn in der Dunkelheit durchs Fenster der Unterkunft beobachtet. Der Mann habe laut geschrien und wild gestikuliert. Deshalb sei er überzeugt gewesen, dass der Mann seine gesamte Familie angreifen wolle, so der Angeklagte. Er habe ihn aus Notwehr erschossen, sagte der Familienvater.

Mann mit grüner Mütze und Schutzmaske sitzt im Gericht. Neben ihm stehen Polizisten.
Mit Fuß- und Handfesseln wird der 58 Jahre alte Angeklagte in den Gerichtssaal gebracht.

Leiche im Rhein verteilt - norwegischer Film als Vorbild

In den frühen Morgenstunden von Heilig Abend habe der Angeklagte versucht, die Leiche verschwinden zu lassen. Zuerst habe er sie in ein Waldstück gebracht, danach zu sich nach Hause und später in einen Schrebergarten. Dort habe er die Leiche mit einer Machete zerteilt, in einen Maschendrahtzaun gewickelt und an verschiedenen Stellen am Oberrhein ins Wasser geworfen. Das habe er in einem norwegischen Film gesehen, sagte er auf Nachfrage.

Polizei fand 40 Waffen beim Angeklagten

Jedoch gelang es nicht, die Spuren zu verwischen. Denn Taucher fanden im April zufällig Teile der Leiche bei Breisach im Rhein. Wenig später stellte sich der Angeklagte der Polizei. Er bezeichnete sich als leidenschaftlichen Jäger und Sportschützen. Nach der Festnahme wurden bei ihm 40 Waffen und 20.000 Schuss Munition gefunden.

Mord oder Totschlag?

Die Anklage der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen lautet auf vorsätzlichen Totschlag. Es wäre aber auch eine Verurteilung wegen Mordes möglich, so der Vorsitzende Richter. Das wäre der Fall, wenn das Gericht im Prozess zur Überzeugung kommen sollte, dass der Anklagte aus sogenannten "niedrigen Beweggründen" gehandelt habe. Ein Urteil wird Mitte November erwartet.

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