Tourismus im Schwarzwald

Wutachschlucht: Neue Wanderroute sorgt für Ärger bei Hotelbesitzer

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Samantha Happ
SWR Redakteurin und Reporterin Samantha Happ

Die Wutachschlucht ist ein Wander-Klassiker bei Touristen. Diese Saison wird eine andere, kürzere Wanderroute empfohlen. Was dahinter steckt und wer dabei auf der Strecke bleibt.

Man nennt sie auch den Grand Canyon des Schwarzwalds: die Wutachschlucht. Dort schlängelt sich die Wutach als einer der letzten teilweise wilden Flüsse in Deutschland durch Felsen und Natur des Schwarzwaldes zwischen Löffingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), Bonndorf (Kreis Waldshut) und Mundelfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis). Das Rauschen des Flusses, die frische Luft, Abgeschiedenheit und, abgesehen von Vogelgezwitscher, vor allem Ruhe und Idylle. Das zieht jedes Jahr tausende Touristinnen und Touristen in die Region. Doch dieses Jahr wird eine andere, kürzere Wanderroute durch die Schlucht empfohlen, die nicht für alle ein guter Kompromiss ist.

Streckenänderung hat Folgen für Gastronomie

Durch die neue und verkürzte Wanderroute bleibt einer auf der Strecke. Michael Frei betreibt seit 26 Jahren das Hotel Schattenmühle mit Restaurant und Biergarten an der Wutach bei Löffingen. Ein Stück, auf dem zwar weiter gewandert werden kann, "es ist aber einfach nicht das, was wir primär bewerben", so die für den Bereich zuständige Wutach-Rangerin Mareike Matt. Für Michael Frei hat das schwerwiegende Folgen, ihm fehlt in diesem Jahr die Kundschaft.

Michael Frei steht vor seinem Hotel an der Wutach, das durch die neue Wanderstrecke kaum mehr von Wanderern besucht wird.
Michael Frei steht vor seinem Hotel an der Wutach, das durch die neue Wanderstrecke kaum mehr von Wanderern besucht wird.

Wenn sich jemand verläuft, kommt noch jemand. Sonst kommt fast keiner mehr.

Grund für die neue und kürzere Wanderroute sind Straßensperrungen. Durch teils heftige Straßenschäden auf der L170 zwischen der Abzweigung Boll, einem Stadtteil von Bonndorf im Schwarzwald, und der Schattenmühle ist die Strecke ab dem Wanderparkplatz Oberhalden gesperrt.

Neue Wanderroute durch Straßensperrungen

Der Wanderparkplatz ist zwar mit dem Auto erreichbar, so steht es auf der Seite der Ferienregion Wutachschlucht. Doch der Wanderbus fährt die Haltestelle bei der Schattenmühle erstmal nicht mehr direkt an. Aus diesem Grund hat sich Wutach-Rangerin Mareike Matt gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Freiburg, den Touristikern und den Umlandgemeinden darauf geeinigt, in dieser Saison eine andere Wanderstrecke durch die Schlucht zu empfehlen.

"Mein Augenmerk liegt darauf, dass die Leute wissen, wo sie hingehen, dass wir naturschutzverträglichen Tourismus durch die Schlucht kriegen, dass die Leute auch ein schönes Erlebnis hier haben", so Matt. Konkret empfiehlt sie: Das Auto an der Wutachmühle abstellen, von dort mit dem Bus nach Boll fahren und dann die Strecke an der Wutach entlang zurück zur Wutachmühle wandern.

Mareike Matt ist die derzeitige Wutach-Rangerin. Auf ihren Touren gut an der Uniform zu erkennen.
Mareike Matt ist Rangerin in der Wutachschlucht.

Natur in der Wutachschlucht vor Tourismus schützen

Rund 80.000 Touristinnen und Touristen lockt die Schlucht jedes Jahr an. Für die warmen Wandermonate bedeutet das rund 1.000 Besuchende am Tag und nicht immer verhalten sich die Menschen so, wie es für die Natur wichtig wäre. Seit 2021 arbeiten die Zuständigen deswegen an einem Konzept, das für mehr Bewusstsein bei den Touristinnen und Touristen sorgen soll. Mit Absperrungen, Hinweistafeln, großen Bannern, die über die Wanderwege gespannt sind und Infoschildern klären sie auf, worauf es beim Wandern in der Natur zu achten gilt - um so Pflanzen und Tiere zu schützen.

Wir brauchen nicht mehr Werbung, sondern eher Werbung dafür, dass die Menschen sich richtig verhalten.

Ein Schild am Wegesrand macht darauf aufmerksam, wie man sich in der Wutachschlucht richtig zu verhalten hat, um der Natur nicht zu schaden.
Ein Schild am Wegesrand macht darauf aufmerksam, wie man sich in der Wutachschlucht richtig zu verhalten hat, um der Natur nicht zu schaden.

Ein Problem: kleine Trampelpfade, die vom Weg zur Wutach führen. "Die sind irgendwann nicht mehr von Wegen zu unterscheiden. Da laufen dann immer mehr Leute rein, um dann zu merken, dass es nicht mehr weiter geht", so Matt. Mit Seilen werden viele solcher Wege inzwischen von freiwilligen Helferinnen und Helfern und der Juniorranger-Gruppe abgesperrt. Äste auf dem Weg sollen der Natur die Gelegenheit geben, sich das Gelände zurückzuholen.

Tiere sind oft die Leidtragenden

Die Tiere in der Wutachschlucht haben sich laut Matt inzwischen an die Menschen auf den Wegen gewöhnt. Wenn die allerdings verlassen werden, fühlen sich die Tiere bedroht und flüchten, so die Rangerin. "Wenn ein Hund in ein Gebüsch geht, um sein Geschäft zu machen und ein Vogel aus dem Gebüsch fliegt, denken wir erstmal nicht, dass etwas passiert ist", so die Wutach-Rangerin. Doch wenn das mehrmals passiert, führt es dazu, dass Vögel ihre Nester aufgeben, beim Brüten gestört werden oder sogar ihren Nachwuchs zurücklassen, warnt sie.

Deswegen gilt es immer auf den Wegen zu bleiben und Hunde an die Leine zu nehmen. Auch das Baden in der Wutach ist für Hund und Mensch verboten: Wer allerdings in der Vesperpause seine Füße im Wasser abkühlen möchte, hat nichts zu befürchten, solange das nicht abseits der Wanderstrecke passiert.

Schattenmühle erstmal nur noch für Hausgäste offen

Eine Vesperpause am Hotel Schattenmühle einzulegen und sich dort im Biergarten abzukühlen, das ist in dieser Saison erstmal nur noch eingeschränkt möglich. Aufgrund der fehlenden Wanderkundschaft hat Michael Frei das Personal in seinem Betrieb von zehn auf drei Personen reduziert.

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