Heute ist Eve Starr elf Jahre alt und lebt bei einer Pflegefamilie in Emmendingen. Sie ist ein typischer Teenager, das Handy gehört zu ihren Lieblingshobbys. Dass sie einmal eine Familie werden, hätte ihre Pflegemutter Ingrid Gibson-Ochs aus Emmendingen vor neuen Jahren nicht gedacht.
Zufallsbegegnung in Uniklinik
Mit drei Jahren war Eve zum ersten Mal mit ihrer leiblichen Mutter in der Uniklinik in Freiburg. Dort haben sie sich im Wartezimmer kennengelernt. "Eve hat gespielt und dann ist ihr etwas herunter gefallen. Dann ist sie auf den Boden und hat so getastet, dann habe ich gesehen, dass sie das nicht sieht und habe es für sie aufgehoben. Dann ist sie zu mir gekommen und hat gesagt: Spielst du mit mir? Und dann hab ich mit ihr gespielt und von diesem Moment an war sie immer nur bei mir", erinnert sich Pflegemutter Ingird Gibson-Ochs.
Zwischen Freiburg und Afrika
Die Familie fing an sich um Eve zu kümmern, weil ihre leibliche Mutter überfordert war. "Wir haben einfach nur gewusst, das Kind ist in Not und wir wollen dem Kind helfen. Was auf uns zukommt und so, da haben wir uns keine Gedanken gemacht.“ Pflegevater Herbert Ochs reiste mehrmals auf eigene Kosten nach Liberia, um das kranke Mädchen in die Freiburger Uniklinik und wieder zurück zu bringen. Den ersten Abschied in Afrika würde er nie vergessen. Er sagt: "Wir waren auf dem Flughafen und die Eve hat kein Wort mehr gesprochen, die hat nur noch geweint. Für mich ist das heute noch schwer." Eve weigerte sich zu essen und zu trinken, irgendwann brach sie zusammen und Herbert Ochs flog wieder nach Afrika, um sie für immer mitzunehmen. Die Mutter war einverstanden, Eve zog zu Familie Ochs nach Emmendingen. Heute lebt sie gerne dort. Sie sagt: "Nette Menschen, es gefällt mir einfach hier."
Eingeschränkte Sehkraft
Eve sieht ihre Umgebung wie durch eine Milchglasscheibe. Auf dem rechten Auge hat sie zehn Prozent Sehkraft, das linke Auge konnten sie in der Uniklinik Freiburg nicht retten. Wolf Alexander Lagrèze hat Eve von Anfang an behandelt. Beim Nachsorgetermin sagt er: "Wenn Augenkrankheiten am Anfang des Lebens stehen, sind sie natürlich für den ganzen Lebensbogen viel gravierender, als wenn einen eine Augenkrankheit am Ende des Lebens trifft. Insofern ist es wirklich ein Schicksal und wenn man das positiv beeinflussen kann, ist das eine ganz wunderbare Sache."
OP durch Spenden möglich
Da Eve keine Krankenversicherung hatte, sprang der Förderverein "Freunde der Uni Augenklinik Freiburg" ein. Seit 15 Jahren sammelt unter anderem Lutz Hansen Spenden für bedürftige Patienten. Er sagt: "Nicht sehen und wieder sehen können ist natürlich etwas, was wahnsinnig zieht, das kann sich auch jeder vorstellen, insofern kann das schon spendenwirksam sein."
Große Pläne für die Zukunft
Die Corona Zeit hat auch Eve ausgebremst, ihre Hobbys Judo, Biathlon und Singen fielen dadurch flach. Aber sie hat Herbert Ochs, der jeden Tag mit ihr lernt und Hausaufgaben macht. Der 72-jährige Pflegevater sagt: "Wir sind ja nicht mehr die Jüngsten, aber wir wollen schon noch recht lange zuschauen, was die Eve so fertig bringt." Was Eve einmal werden will, weiß sie noch nicht genau. "Sängerin, Sportlerin, Tänzerin, aber ich glaub das geht nicht, ich weiß nicht", sagt die Elfjährige. Pflegemutter Ingird Ochs sagt, Eve habe einen starken Willen. Der würde ihr auch in Zukunft helfen.