Die Freiwillige Feuerwehr in Stühlingen Stadt (Landkreis Waldshut) hat eine besondere Aktion gestartet, um auf den Mitgliedermangel aufmerksam zu machen und Nachwuchs anzuwerben: Sie ziehen mit einem Bollerwagen voller roter Eimer durch die Straßen und verteilen sie unter den Anwohnerinnen und Anwohnern.
Dazu gibt es einen Zettel auf dem steht: "Brand melden. 10 Minuten warten. Hoffen, dass die Feuerwehr kommt. Keine Feuerwehr im Ort? Haushaltslöscheimer mit Wasser füllen. Wenn Feuer zu groß, Nachbarn informieren und Eimerkette bilden."
Witzige Aktion mit ernstem Hintergrund
Was sich im ersten Moment witzig liest, wird auf der Rückseite ausführlich erklärt. Der Freiwillige Feuerwehr in Stühlingen Stadt fehlen Feuerwehrmänner und -frauen. Unter dem Motto "Nachbarn helfen Nachbarn" werden "Starke Frauen und heiße Typen" ab 17 Jahren gesucht, die sich ehrenamtlich für ihren Ort engagieren.
Jonas Neumann ist in der Feuerwehr aktiv und verbringt gerne seine Zeit dort. Er sei froh, dass er etwas Sinnvolles tue und für die Leute in der Gemeinschaft einstehe, anstatt in Bars und Kneipen herumzusitzen.
Kein Nachwuchs durch überalternde Bevölkerung
Doch die Bereitschaft, seine Freizeit für ein Ehrenamt zu opfern, gingen immer mehr zurück, beobachtet Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger: "Wir unterliegen den gesellschaftlichen Problemen. Zum einen dem demografischen Wandel, der Veränderung im Freizeitverhalten und auch die beruflichen Ansprüche sind andere geworden."
Ein weiteres Problem stellt die Gemeindegröße mit den zehn Ortsteilen Stühlingens dar. Jeder Ortsteil hat seine eigene Freiwillige Feuerwehr. Um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten, benötigt es deshalb genügend freiwillige Helfer. Der Ortsteil Stühlingen Stadt zählt derzeit so wenige Feuerwehrleute, dass bei Einsätzen immer wieder dieselben Helfer ausrücken müssen.
Der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr in Stühlingen, Herbert Pfeifer, macht sich deshalb Sorgen. Bei Großeinsätzen und fehlender Mannschaftsstärke könne man zwar noch andere Feuerwehren von außerhalb dazu holen, aber die Regel, dass man in zehn Minuten am Einsatzort wäre, könne nicht immer gewährleistet werden. Das könne unter Umständen bedeuten, dass Personen in Gefahr sind und ihnen nicht adäquat geholfen werden kann.
Das Verteilen der Löscheimer kommt bei den Stühlingerinnen und Stühlingern größtenteils gut an. Vier Menschen haben bereits ihr Interesse bekundet.