Micha Herdtfelder sitzt vor seinem Monitor in der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg. Der Wolfsexperte studiert ein Foto, das eine Wildtierkamera Anfang der Woche im Wald bei St. Blasien geschossen hat.
„Wir sehen hier zwei Wölfe, die definitiv zusammen unterwegs sind, im Kontakt sind, bei dem vorderen Tier ist der Eindruck, dass es ein schlankeres Tier ist, was eben für das weibliche Tier spricht und das hintere Tier ist etwas kräftiger, das wird der Rüde sein.“
Dass es sich bei den Wölfen um ein Paar handelt, sei eindeutig, denn zwei Rüden halten normalerweise Abstand voneinander, so Herdtfelder, der im Auftrag des Umweltministeriums für das Wolfsmonitoring zuständig ist.
„Wenn zwei erwachsene Tiere unterwegs sind, dann sind das immer ein Männchen und ein Weibchen. Das könnte jetzt eben die Fähe sein, das weibliche Tier, das wir im Münstertal nachweisen konnten und der Rüde der am Schluchsee, in der Region auf 200 Quadratkilometern territorial ist. Wir gehen wirklich davon aus, dass sich hier ein Paar bildet und dass es in diesem Frühjahr sehr wahrscheinlich schon zu Nachwuchs kommen wird.“
Für den Wildtierökologen ist die Rudelbildung keine Überraschung.
Ziegenatmo
Auch auf dem Windberghof bei St. Blasien hat Ziegenhalter Holger Albrecht dies kommen sehen.
„Es war ja klar, dass irgendwann ein weibliches Tier kommt und es war nur noch eine Frage der Zeit, und jetzt ist diese Wölfin da und jetzt muss man sehen, was passiert.“
Der Agraringenieur gibt sich entspannt, hat er doch Wolfszäune und Herdenschutzhunde, die seine Ziegen, die den Sommer über draußen sind, bewachen.
Atmo Hund knurr
„Ich kann das auch nicht ganz nachvollziehen, wenn man sagt, Weidetierhaltung ist mit dem Wolf nicht mehr möglich. Aber natürlich bleibt es weiterhin schwierig,“
Wie schwierig, zeigt sich bereits am nächsten Morgen. Holger Albrecht meldet sich per Telefon, weil aktuell bekannt wurde, dass in Thüringen ein Wolf mutmaßlich einen Herdenschutzhund gerissen hat.
„Ich habe die Hunde und war immer im Gefühl der Sicherheit, man versucht ja, was man kann. Man bekommt ja auch Geld vom Staat für den Zaunbau und die Hunde, und wenn aber selbst das nicht mehr reicht irgendwann, dann ist man schon an einer gewissen Grenze.“
Die Herausforderung Weidetierhaltung und Wolf ist also enorm, auch weil offenbar die Gefährlichkeit der Wölfe unterschätzt wird. Jeder Wolfsriss sorgt für Entsetzen. Micha Herdtfelder zufolge, sei man in Baden-Württemberg in Sachen Herdenschutz schon ziemlich gut aufgestellt. Allerdings:
„Es gibt immer ein Restrisiko.“
Der Wolf sei jetzt heimisch im Schwarzwald, selbst wenn er bejagt würde, stellt Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg klar. Wichtig sei deshalb, ein kühlen Kopf zu bewahren und dieses erste Wolfspaar zu überwachen. Man wolle jetzt vor Ort nach Spuren suchen, um letzte Gewissheit zu erlangen.
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