Wer bei Kappel-Grafenhausen (Ortenaukreis) durch den Wald spaziert, kann plötzlich einem großen rotbraunen Rind mit geschwungenen Hörnern oder einem grauen Pferd gegenüberstehen. Denn dort befindet sich die Kappler Waldweide, die größte von mehr als 60 Waldweiden in Baden-Württemberg.
Als Waldweide bezeichnet man eine Waldfläche, auf der Kühe, Pferde, Ziegen oder Schafe leben. Das war früher schon in vielen Regionen Baden-Württembergs der Fall. Als die Wälder dadurch aber zurückgingen und Forst- und Landwirtschaft intensiviert wurden, hatte man das Beweiden von Wald verboten.
Waldweiden bringen seltene Tiere und Pflanzen zurück
Heute möchten Naturschützer die Tiere wieder zurück in den Wald holen. Denn die sorgen dafür, dass im Wald Ökokreisläufe entstehen und dass sich seltene Tiere ansiedeln. Zum Beispiel lieben viele Insekten den Kot der Rinder. Und durch den Verbiss erzeugen die Tiere einen helleren Wald, bei dem mehr auf dem Waldboden wachsen kann.
Weidetiere leben "wild" im Wald
In Kappel-Grafenhausen leben seit sechs Jahren rund 40 Salers-Rinder und drei Konik-Pferde auf 30 Hektar offener Fläche und 70 Hektar Wald. Sie sind das ganze Jahr über draußen und ernähren sich fast nur vom dem, was im Wald wächst. Nach etwa zwei Jahren werden die Rinder geschlachtet. Allein durch den Fleischverkauf finanziert sich das Projekt aber nicht.
Tiere sind gesünder
Eine Waldweide einzurichten ist bisher sehr aufwendig. Das Projekt muss genehmigt werden - Wald und Tiere müssen genau passen. Der Aufwand wird aber auch belohnt: Erfahrungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) zeigen, dass Nutztiere, die das ganze Jahr draußen im Wald leben, gesünder sind. Für die Pflege gelten die selben Regeln wie auch sonst in der Landwirtschaft.
Die FVA möchte solche Waldweiden stärker fördern und hat dazu deshalb ein Konzept mit Checklisten für Landwirte herausgegeben. Damit wollen sie mehr Tierhalter und Waldbesitzer davon überzeugen eine Waldweide einzurichten.