Die Energiekrise macht es notwendig: Die Stadt Freiburg schaltet die Fassadenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden ab, um Strom zu sparen. Betroffen sind das Schwabentor, das alte Rathaus auf dem Rathausplatz und die Zähringer Burg. Beim Rathaus in der Innenstadt wird der Innenhof aus Sicherheitsgründen weiterhin beleuchtet, ebenso das Martinstor und das Colombischlössle am Rotteckring. Das Licht am Rathaus im Stühlinger wurde bereits abgeschaltet. In der Summe sollen dadurch nach Einschätzung des Gebäudemanagements rund 20.000 Kilowattstunden im Jahr eingespart werden.
Für wen nachts weniger Licht gut ist
Während manche Menschen das bedauern, profitieren Insekten und andere nachtaktive Lebewesen davon. Das Problem der Lichtverschmutzung könnte so eingedämmt werden, ist der Biologe Harald Schaich überzeugt. Er leitet die Abteilung Naturschutz der Stadt Freiburg.
"Jedes Gebäude, das nicht beleuchtet wird, hilft nachtaktiven Tieren."
SWR4-Moderatorin Nadine Zeller sprach über das Thema des Lichtsmogs mit Harald Schaich, dem Abteilungsleiter Naturschutz der Stadt Freiburg. Das komplette Interview zum Nachhören:
Durch nächtliches Licht sterben Billionen Insekten
Jahrelang fordern Naturschützer schon, das nächtliche Kunstlicht einzudämmen. Denn das stört nachtaktive Tiere in ihrem Rhythmus, ihrer Orientierung und beeinträchtigt dadurch ihr Paarungsverhalten. 50 Prozent der Insekten und 80 Prozent der Schmetterlinge sind laut Harald Schaich nachtaktiv. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Vor allem Insekten werden wie ein Magnet vom Licht angezogen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass allein durch Straßenbeleuchtung 150 Billionen Insekten im Jahr sterben. "Das bringt unsere Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, weil Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tiere sind, wie Vögel oder Fledermäuse", sagt Biologe Harald Schaich.
"Letztlich trägt dieses Zuviel an Licht dazu bei, dass die Artenvielfalt wirklich dramatisch zurückgeht."
Künstliches Licht sei mit Schuld daran, dass es in der Insektenwelt einen dramatischen Populationsrückgang von bis zu 75 Prozent gebe. Laut Schaich liege es aber nicht generell am Licht. Dort, wo Licht notwendig sei, könne es auch weiterhin scheinen. Es liege nur an dem Zuviel davon. Die Köcherfliege zum Beispiel. Sie ist in Gewässer angesiedelt und extrem lichtempfindlich: Von einer einzigen Lichtquelle werde sie über mehrere hundert Meter, fast schon im Kilometer-Bereich, angezogen, sagt Schaich.
Insektenfreundliches Licht nutzen
Heißt also: Kein zusätzliches Licht ist die beste Möglichkeit, um nachtaktive Tiere zu schützen. Falls es aber doch welches bedarf, dann gibt es einige Hinweise, die Harald Schaich zu beachten gibt:
Wenn man nachts künstliches Licht einsetzt, dann am besten warmweißes. "Die neue LED-Technik ist da sehr gut und spart noch Energie", sagt er. Außerdem sollte punktgenau beleuchtet werden, mit wenig Abstrahlung. Vielleicht müsse ja auch nicht die ganze Nacht hindurch beleuchtet werden, sondern immer nur dann, wenn das Licht benötigt werde, so sein Vorschlag.