Er nennt sich "Weltenwanderer" und "Bewusstseinskünstler". Felix Nguyen aus Dogern (Kreis Waldshut) ist ein Künstler auf mehreren Ebenen. Er ist Tänzer, hält Vorträge über seine Reisen zu Naturvölkern, schreibt Gedichte und ist unter anderem als passionierter Gärtner auch der Natur ganz besonders verbunden. All diese Talente hat er in einem Bühnenstück mit dem Titel "Armonia" vereint.
Erst Songtexte für seine Punkband, dann Gedichte
Der Weg bis dahin war ungewöhnlich. Nguyen erinnert sich: "Also ich würde sagen, dass die Kunst mich aufgesucht hat. Ich habe in meiner Kindheit gerne Hip-Hop und Breakdance getanzt und Feuerstabartistik gemacht, mich körperlich gerne bewegt. Damals war ich auch in einer Punkband und habe die Lieder geschrieben. Also da waren schon die Ansätze des Schreibens da."
1992 ist Nguyen als Sohn einer vietnamesischen Mutter und eines deutschen Vaters in Erfurt geboren. Seine Kindheit verbringt er in München, später zieht er aber aufs Land. Er will sein altes Leben in der Stadt und in der Punkszene hinter sich lassen. Nguyen macht eine Ausbildung zum biologisch-dynamischen Gärtner und landet schließlich beim Eulenhof in Dogern. Die Arbeit in der Natur, mit den Händen und in der Landwirtschaft erdet ihn.
14 Monate in der Monoglei und Vietnam
2016 dann macht er als Weltenwanderer eine 14-monatige Reise zu asiatischen Naturvölkern in der Mongolei und in Vietnam, wo er mit ihnen lebt und arbeitet. Dazu Nguyen: "Meine Frage war schon immer, wie der Mensch eigentlich natürlich gelebt hat und wie er sowohl als Individuum als auch als Sozialwesen in diesen archaischen Stammes- und Sippenstrukturen eigentlich lebt."
Seine Erfahrungen verarbeitet Nguyen in einem Reiseblog. Der Zuspruch von außen inspiriert ihn zu Vorträgen und letztlich zu seinem Bühnenstück Armonia. Es verbindet Musik, Tanz und Lyrik zu einem etwas anderen Reisebericht des "Weltenwanderers“.
Nguyen erklärt: "Armonia arbeitet auf verschiedenen Ebenen und ist multidimensional. Das ist auch eine Aufgabe der Bewusstseinskunst. Menschen sollen mehr mit dem Herzen verstehen, als mit dem Kopf, denn dann werden sie sehr schnell an Schranken kommen. Gerade für mich in der Kunst, ist am Ende die Wirkung viel entscheidender als der tatsächliche Inhalt."
Modellversuch: Heute Grundschullehrer in Tiengen
Seit Kurzem unterrichtet Nguyen in der Tiengener Johann-Peter-Hebel-Grundschule Kinder der dritten und vierten Klasse in den Fächern Kalligrafie und Sprachkunst sowie Tanz- und Bewegungskunst.
Dass Nguyen an der Grundschule unterrichtet, hat mit Lehrermangel nichts zu tun. Ein Modellversuch des Landes Baden- Württemberg macht es möglich. Hierbei sollen außerschulische Angebote für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden. Das Konzept für den Unterricht musste auch vom Regierungspräsidium Freiburg genehmigt werden.
Begeisterung bei allen Beteiligten
Für die Grundschulkinder gehe die Zeit immer viel zu schnell vorbei, wie sie selbst sagen. Der Unterricht mache ihnen großen Spaß und sie kommen gerne. Auch von den Lehrkräften und Eltern sind die Rückmeldungen zu Felix Nguyens künstlerischem Unterrichtskonzept positiv.