Gutachten im April erwartet

Freiburger Missbrauchsbericht: Erzbischof Burger fordert Konsequenzen

Stand

Noch vor der Veröffentlichung des Freiburger Missbrauchsberichts hat Erzbischof Stephan Burger seinen Aufklärungswillen bekräftigt. Die Aufarbeitung sei ihm persönlich wichtig.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat vor der Veröffentlichung des schon länger angekündigten Missbrauchsberichts Konsequenzen gefordert. "Wer Schuld auf sich geladen hat, muss Verantwortung übernehmen - unabhängig von Posten und Positionen", sagte Burger der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Aufarbeitung sei ihm persönlich wichtig, "die Fakten müssen auf den Tisch", fügte er hinzu. Der 60-Jährige versicherte, an der Seite der Betroffenen zu stehen.

"Ziel ist es, die frühere Vertuschung und den früheren Umgang mit Missbrauchsfällen aufzudecken."

Missbrauchsbericht im April erwartet

Die Veröffentlichung des Missbrauchsberichts wird in Freiburg mit Spannung erwartet. Das Gutachten über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit sexuellem Missbrauch sollte ursprünglich im Oktober öffentlich gemacht werden - inzwischen ist von April die Rede.

Erzbischof Burger ist Stellvertreter des Aachener Bischofs Helmut Dieser, der für die Deutsche Bischofskonferenz die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche vorantreibt. "Uns Bischöfen ist es ernst mit diesen Fragen, wir wollen - soweit das möglich ist - Gerechtigkeit für die Betroffenen erreichen und die Verantwortlichen klar benennen. Auch die Gläubigen erwarten das zu Recht von uns", sagte Burger der dpa.

Expertengruppe erarbeitet Missbrauchsbericht

Der Bericht für das Freiburger Erzbistum wird von der sogenannten AG Aktenanalyse erstellt. Vier externe Fachleute aus Justiz und Kriminalpolizei untersuchen unter anderem, welche Strukturen Vertuschung und Missbrauch in der Vergangenheit möglich gemacht haben. Forschungen anhand von Personalakten nach sexuellem Missbrauch hatten schon früher Erschreckendes zu Tage gefördert: Von Anfang 1946 bis Ende 2015 wurden 190 Beschuldigte entdeckt, die meisten von ihnen Priester, sowie mindestens 442 Betroffene. Ähnliche Gutachten hat es auch schon in anderen Bistümern, etwa in Köln und München, gegeben.

Ehemaliger Erzbischof Zollitsch gestand Fehlverhalten ein

Der frühere Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hatte im Oktober Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen eingestanden und um Entschuldigung gebeten. Ein Beirat von Betroffenen kritisierte danach die Äußerungen des 84-Jährigen.

Sexueller Missbrauch von Kindern erschüttert die katholische Kirche seit über zehn Jahren. Es war über Jahrzehnte hinweg vielfach gängige Praxis, Priester, die Kinder sexuell missbraucht hatten, einfach in die nächste Gemeinde zu versetzen.

Erzbischof Burger: "Kirche muss ein sicherer Raum sein"

Vieles habe sich in der Kirche bereits verändert, sagte Burger. "Wir haben tausende Haupt- und Ehrenamtliche im Bereich Prävention geschult." Es gebe strenge Vorschriften und Kontrollen. "Kirche muss ein sicherer Raum für alle Menschen sein", forderte der 60-Jährige. Mit rund 1,8 Millionen Katholikinnen und Katholiken gehört das Erzbistum Freiburg im Breisgau zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland.

Stand
Autor/in
SWR

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.